1. Juni 2019
Siemens - Standort
Zeitenwende bei Siemens –Vertrauen in den Konzern ist schwer erschüttert
Kraftwerkssparte wird ausgelagert – alle Offenbacher Beschäftigten sind betroffen.

Der Kampf um den Siemensstandort in Offenbach ist erst vor wenigen Monaten zu Ende gegangen. Schon kommt die nächste Nachricht raus: Der Konzern lagert seine Kraftwerkssparte ― Gas und Power ― aus und bringt sie bis September 2020 zusammen mit einem Mehrheitsanteil am deutsch-spanischen Windkraftspezialisten Siemens Gamesa Renewable Energy als selbstständige Aktiengesellschaft an die Börse. Diese Entscheidung wird als Zeitenwende und historischer Einschnitt bezeichnet. Es handelt sich um eine der größten Ausgliederungen, die Siemens jemals vollzogen hat. Zudem kappt der Konzern seine letzten Wurzeln im industriellen Sektor. Was die Siemens-Beschäftigten in Offenbach von der Ausgliederung halten, wurde bei der außerordentlichen Betriebsversammlung am 9. Mai deutlich. „Die Stimmung war nicht gut“, sagt Betriebsratsvorsitzender Matthias Tiessen.


 

Weitere Unsicherheit

 

Der Umzug nach Frankfurt-Niederrad steht unmittelbar bevor, der Standort steckt mitten im Personalabbau ― und jetzt noch die Nachricht, vom Konzern abgekoppelt zu werden. „Das Vertrauen in Siemens war erschüttert. Jetzt hat es einen weiteren Schlag bekommen.“ Nach den langen Kämpfen um den Erhalt des Standorts gibt es erneut Unsicherheit. Von der Ausgliederung sind fast 20 Standorte mit mehr als 20 000 Beschäftigten (weltweit 88 000) betroffen, in Offenbach zurzeit rund 600.


 

Ohne Abstriche

 

Der Betriebsrat bezeichnet die Ausgliederung im Vergleich zu den Alternativen als hinnehmbar. Allerdings muss der Firmensitz in Deutschland bleiben, um die Mitbestimmung zu sichern. „Wir fordern, dass sämtliche Beschäftigungsbedingungen der Siemens AG ohne Abstriche übernommen werden. Dazu gehören Tarifbindung, Standort- und Beschäftigungssicherung, die betriebliche Altersvorsorge und ein Innovationsfonds“, sagt Marita Weber von der IG Metall.


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