1. Juni 2020
Metallzeitung
Beschäftigung in der Krise sichern!
Aleris-Betriebsratsvorsitzender Bernd Feuerpeil berichtet über die Auswirkungen der Corona-Pandemie.

Die Corona-Krise hat Aleris sicher auch getroffen, oder?

Feuerpeil: Definitiv, doch hat der bei uns eingesetzte gemeinsame Krisenstab frühzeitig und gut reagiert: Maßnahmen wie Homeoffice,
Freistellung nach der Rückkehr aus einem Krisengebiet und die großzügige Anwendung und Umwandlung der T-Zug (A) Tage speziell für Kinderbetreuung waren die richtigen Schritte.

Und es gab eine Betriebsvereinbarung zur Kurzarbeit…

Ja. Durch die Absatzschwierigkeiten in der Automobilindustrie sind wir bereits seit Februar in der
Bandfertigung
und dem Warmwalzwerk in Kurzarbeit. Nun mussten wir aufgrund der Pandemie eine neue Vereinbarung über Kurzarbeit für das gesamte Werk abschließen. Der Kündigungsschutz und die Aufstockung zum Kurzarbeitergeld waren für uns unabdingbare Regelungen, ohne die wir keine Vereinbarung unterzeichnet hätten, mussten deshalb aber beim Kurzarbeitergeld eine sich reduzierende Staffelung im letzten Quartal hinnehmen. In der Vereinbarung haben wir explizit einen Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen bis Jahresende vereinbart. Je nach Krisenverlauf bin ich zuversichtlich, dass die gesetzliche Möglichkeit, Kurzarbeit zu fahren, auf 24 Monate verlängert wird. Sollte dies nicht der Fall sein, gibt es immer die Möglichkeit, den Tarifvertrag „Beschäftigungssicherung“ zu nutzen.

Wie steht Ihr als Betriebsrat zur Übernahme durch Novelis?

Mit der Übernahme ist eine lange Zeit der Unsicherheit über die Frage nach einem neuen Eigner beendet. Wir begrüßen den Übergang zu Novelis und verbinden damit die Hoffnung, endlich wieder den nötigen Spielraum für technische und technologische Innovationen zu bekommen. Zu lange haben wir von der Hand in den Mund gelebt.
Es ist jetzt unsere gemeinsame Aufgabe, die soziale Integration und die betriebliche Zukunft mitzugestalten. Deshalb müssen wir wissen, wie unsere Arbeitsplätze und Einkommen aus Sicht des neuen Eigners gesichert werden sollen. Dazu hört man bisher nichts beim jetzt weltgrößten Hersteller von Aluminium-Walzprodukten. Wir erwarten jedoch, dass der Betriebsrat als Vertreter der Belegschaft jetzt in die notwendigen Gestaltungsprozesse einbezogen wird. Das ist ganz klar die Erwartung in der Belegschaft.

Wie blickt Ihr in die Zukunft?

Wir werden die tiefste Rezession unseres Landes erleben. Dabei wird die Luftfahrtindustrie mit eine der am stärksten betroffenen Branchen sein. Im Bereich Wärmetauscher sieht das nicht viel besser aus. Zumal es im Automobilbereich bereits vor der Pandemie Absatzschwierigkeiten gab. Die ersten Linien unserer Kunden laufen wieder an, aber bei der Nachfrage könnte es weiter kritisch bleiben. Wir werden alles dafür tun, dass wir personell so aus der Krise herausgehen, wie wir hinein gegangen sind.

alt
Foto: IG Metall Koblenz

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