1. Juni 2020
Martina Helmerich
Keine Arbeit, keine Sicherheit, keine Zukunft
Covid-19 bedroht die ganze Welt
Die Pandemie bedroht die Lebensgrundlage vieler Beschäftigter in vielen Ländern. Fast die Hälfte der 3,3 Milliarden Arbeitskräfte weltweit bangen um ihre Existenz. Ihre Einkommen sind oft komplett weggebrochen. Besonders betroffen sind Menschen, die keine Arbeitsverträge haben.

Frankreich

Das Unternehmen Luxfer machte gegen den ­Widerstand der Beschäftigten die einzige Produktion von ­Sauerstoffflaschen in Europa vor einem Jahr dicht. Die Arbeitsplätze wurden dem Renditestreben geopfert. Jetzt wären die Sauerstoffflaschen wegen Corona gefragter denn je. Bemühungen, den Standort in der Stadt Gerzat zu reaktivieren, scheitern.


?USA

Im Land mit den meisten Infektionen und Todesfällen werden auch Gewerkschafter Opfer des Coronavirus. Die Automobilgewerkschaft UAW verliert mehrere Mitarbeiter durch eine Erkrankung an Covid-19.


Südafrika

Die Gewerkschaft SACTWU setzt im März eine Lohnfortzahlung in Höhe von 100 Prozent durch. 80 000 Beschäftigte bekommen sechs Wochen lang die Bezüge, während ihr Betrieb wegen Corona dichtmachen muss. Der Tarifvertrag ist der erste des Landes, um die Menschen im Shutdown abzusichern. Ohne den Tarifvertrag hätten sie nur Anspruch auf Arbeitslosenversicherung in Höhe von 20 bis 60 Prozent des Entgelts.


?Ägypten

Hunderte Arbeiterinnen protestieren dagegen, in beengten Produktionsstätten ohne Schutzmaßnahmen wie Atemschutzmasken nähen zu müssen. Unabhängige Gewerkschaftsarbeit ist nach Berichten von Amnesty International in Ägypten wegen Corona stark eingeschränkt.


Katar

Weil die ausländischen Arbeitskräfte auf den Baustellen für die WM in Katar in lagerartigen und überfüllten Massenunterkünften festsitzen, sind sie extrem gefährdet, sich mit dem Virus anzustecken. Es mangelt an einer angemessenen Wasser- und Sanitärversorgung.


?Swasiland

Die Textilproduktion in Swasiland steht wegen Corona still. Da die Arbeiter seit Monaten keinen Lohn mehr bekommen, können sie sich nicht mal das Lebensnotwendige leisten. Die Beschäftigten haben Hunger. „Sie können kein Essen kaufen und ihre Miete nicht bezahlen“, warnen Gewerkschaftsvertreter des Landes.


?Bangladesch

In den mehr als tausend Fabriken des zweitgrößten Textilproduzenten der Welt stapeln sich die Waren. Die Textilien wurden bestellt und produziert, aber nie verschifft und bezahlt. Durch den wochenlangen Lockdown stehen die Arbeiterinnen vor dem Nichts. Den Beschäftigten fehlen Desinfektionsmittel, Seife und Atemschutzmasken. Fahrlässig werden sie Infektionsrisiken ausgesetzt. Die Hälfte der über vier Millionen Textilarbeiter in Bangladesch ist wegen Corona beurlaubt oder entlassen.


?Südkorea

Ein großes Problem sind die vielen irregulären Arbeitsverhältnisse. Bis zu 40 Prozent der Erwerbstätigen sind Leiharbeiterinnen und Leiharbeiter, Beschäftigte mit Zeitverträgen, Tagelöhner, Soloselbstständige und Freelancer der Plattformökonomie. Sie sind extrem vom Arbeitsplatzabbau betroffen. Ohne Anspruch auf staatliche Unterstützung fallen sie durch die sozialen Sicherungsnetze.


Kambodscha

Viele Textilbetriebe müssen ihre Produktion drosseln. Arbeiter haben spürbar weniger Lohn. Die Probleme bestehen schon seit Januar. Viele Rohstoffe wie Stoff, Garne und Färbemittel stammen aus China. Als das Coronavirus dort große Teile der Industrie stilllegt, stockt auch die Textilproduktion in Kambodscha wegen ausbleibender Lieferungen. Dazu kommt der Bestellungsstopp aus den westlichen Abnehmerländern.


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