Im Oktober 2019 hatte Voith seinen Schließungsplan für das Werk in Sonthofen offenbart. Seitdem wehren sich die 517 Beschäftigten. Mit einer Prämie für Streikbrecher wollte Voith das Werk am Laufen halten. Doch die Menschen spielten nicht mit. Demonstrativ kamen sie vors Tor und beförderten die Streikbrecher-Briefe des Unternehmens in den Mülleimer.
Zum Streikbeginn am 23. April verlassen die Beschäftigten geschlossen das Werk. „Der Zusammenhalt ist Wahnsinn“, sagt die Betriebsratsvorsitzende Birgit Dolde. Das hat mit der 500-jährigen Geschichte zu tun. Von vielen haben schon die Väter und Großväter hier gearbeitet.
Die Unterstützung für die Streikenden ist in der gesamten Region riesengroß. Der Bergmannverein und die örtliche Blaskapelle sind sogar zum Protest vor der Konzernzentrale mitgefahren. Auch die regionale Politik steht parteiübergreifend an der Seite der Beschäftigten, die IG Metall bundesweit sowieso. Viele Bürger kommen ans Werksgelände und hinterlassen ihren persönlichen Solidaritätsgruß.
Die Beschäftigten können hervorragend Spezialgetriebe bauen, aber nicht ganz so gut parken. So bildete sich vor der Toreinfahrt der Allgäuer Autoknödel. Der machte es Lastwagen vorübergehend etwas schwierig, aufs Gelände zu fahren.
Ein Zeichen setzten die Beschäftigten zusammen mit ihren Kindern und Familien: 517 Luftballons mit Botschaften an die Voith-Bosse in Heidenheim schickten sie auf die Reise. Denn die Angst um die Zukunft beschäftigt die ganze Familie.
Mit kreativen Aktionen bescheren die Streikenden den Managern immer wieder Überraschungen.
Corona-konform mit entsprechendem Abstand besetzen die Streikposten die Werkstore. Auch wenn der Standort wohl nicht mehr zu retten ist – die Beschäftigten beweisen einen langen Atem und wollen so lange weiterstreiken, bis sie sich einen guten Sozialtarifvertrag erkämpft haben (bei Redaktionsschluss noch offen).