„Bislang sind wir von Kurzarbeit verschont geblieben“, klopft Sven Pahlke, Betriebsratsvorsitzender bei LESER in Hohenwestedt, auf Holz. „Wir gehen davon aus, dass uns die Auswirkungen des wirtschaftlichen Einbruchs erst mit Verzögerung treffen werden. Aktuell aber können wir feststellen: Wir arbeiten weiter unter Volllast.“
Diese Volllast-Situation setzt die gute Entwicklung des abgelaufenen Geschäftsjahres fort, immerhin das umsatzstärkste der Firmengeschichte, wie Pahlke ergänzt. Grund genug, mal wieder über Geld zu reden. Der aktuelle Entgelttarifvertrag läuft Ende Juni aus. Pahlkes Einschätzung: „Unser Ziel ist es, auch in Corona-Zeiten einen Kaufkraftzugewinn zu erzielen. Das ist eine Herausforderung. Dafür brauchen wir mehr als nur Verhandlungsgeschick, nämlich eine gut organisierte und handlungsfähige Belegschaft.“
Ähnlich gelagert ist die Situation bei Nord-Ostsee Automobile. Auch hier wurden zuletzt Rekordumsätze verbucht, auch hier läuft der gültige Entgelttarifvertrag diesen Sommer aus. „Die Kurzarbeit-Situation ist bei uns derzeit noch übersichtlich. Davon betroffen war zwingend der Verkauf. Die Werkstätten allerdings sind gut ausgelastet“, beschreibt Yannick Merchel, Betriebsratsvorsitzender bei Nord-Ostsee Automobile in Eckernförde, die Lage. „Natürlich können immer unerwartete Ereignisse eintreten. Doch auch wir sind der Meinung, dass ein Kaufkraftzugewinn in die Landschaft passt.“
Weder bei LESER noch bei Nord-Ostsee Automobile sind die Pläne für die diesjährige Tarifrunde also durch die Pandemie über den Haufen geworfen. Die Tarifkommissionen beraten bereits, wie man trotz Abstandsgeboten aktionsfähig bleibt. Denn auch in Krisenzeiten gilt: Gute Tarifverträge brauchen Mehrheiten im Betrieb.