Im wöchentlichen Austausch mit Betriebsräten und Vertrauensleuten stehen die wirtschaftliche Entwicklung, die Kurzarbeit und die Gefahren möglicher Kündigungen im Zentrum. Die Zahl der Produktionsarbeitsplätze ist in den letzten Jahren gesunken, die der industrienahen Dienstleistungen gestiegen. Insgesamt sind rund 65000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in der Metall- und Elektroindustrie in unseren Regionen beschäftigt. Rund 45000 Arbeitsplätze sind derzeit durch Kurzarbeit und Arbeitsplatzabbau in Frage gestellt.
Trotz des steigenden Auftragseingangs in der Automobilzulieferindustrie war der Mai noch bis zu 100 Prozent von Kurzarbeit geprägt. Im Maschinen-, Anlagen- und Sondermaschinenbau wird die Kurzarbeit nach Einschätzung aus den Betrieben noch Monate andauern. Kurzarbeit bedeutet hier eher einzelne Tage im Monat. Trotzdem versuchen Geschäftsleitungen Maßnahmen wie Abbau von Zeitarbeit und Beendigung von Befristungen voranzutreiben sowie Entlassungen vorzubereiten. Wir müssen eine qualifizierte Gegenwehr organisieren, Solidarität, Verhandlungsdruck und -geschick sind gefragt. Es gilt für lange Zeit: „Solidarisch ist man nicht alleine!“
Personalentwicklungskosten sind kein Anlass für Abbaumaßnahmen. Wir erwarten vom Management der Unternehmen eine in die Zukunft gerichtete Denk- und Handlungsweise. Aufgrund der gesetzlichen und tariflichen Überbrückungs- und Kurzarbeitergeldregelung dürfte die Personalkostenentwicklung kein Anlass für Abbaumaßnahmen sein. Auch die staatlichen Zuschüsse und Darlehen erlauben eine Unternehmenssicherung. Das gilt auch für die befristete Außerkraftsetzung der Insolvenzregeln.
Es braucht Mut und Weitsicht, Betriebe, Arbeits- und Ausbildungsplätze zu erhalten und vor Ort weiterzuentwickeln. Auch von den gewählten Landräten und Bürgermeistern erwarten wir, dass sie für den Erhalt von Arbeitsplätzen tätig werden. Normalität heißt für uns: Gesundheit, Arbeitsplätze und gesicherte Einkommen!