Wenn es darum geht, Arbeitsplätze zu sichern, ist Metin Duman ein Fachmann. Der 40-jährige Metaller ist oberster Vertrauensmann und Betriebsrat bei Daimler in Düsseldorf und hat schon manche harte Zeit erlebt: Flauten, Krisen – alles schon mal da gewesen in dem Werk, wo derzeit mehr als 8000 Beschäftigte den Sprinter herstellen. Immer ging es darum, Jobs zu sichern. „Wir haben hier mittlerweile eine ganze Reihe von Instrumenten zur Beschäftigungssicherung zur Verfügung“, erzählt Metin. Es gibt Regelungen zu Altersteilzeit und zu Abfindungen, außerdem sind betriebsbedingte Kündigungen über eine Vereinbarung zur Zukunftssicherung bis Ende 2029 ausgeschlossen. „Ich würde mir wünschen, dass auch andere Kolleginnen und Kollegen in den Genuss solcher Instrumente kommen.“
Für Knut Giesler, Bezirksleiter der IG Metall NRW, zeigt das Beispiel Daimler exemplarisch, worum es in der Tarifrunde 2020 in der wichtigen Metall- und Elektroindustrie geht: Ja, es gibt sie schon, die Instrumente, um Jobs zu sichern. Bei Daimler oder bei anderen, oft größeren Unternehmen werden solche Zukunftsvereinbarungen bereits gelebt. Aber was ist mit den anderen, oft kleineren Betrieben? „Wir wollen, dass künftig alle Beschäftigten der Branche in den Genuss von Zukunftsvereinbarungen kommen können“, sagte Giesler.
Deshalb hat die IG Metall das Thema Zukunftssicherung in der Tarifrunde in den Mittelpunkt gestellt. Die Idee: Die Gewerkschaft will mit den Arbeitgebern einen Zukunftspakt abschließen. Darin wird festgeschrieben: Schon wenn sich in einem Unternehmen erste Andeutungen von Krise zeigen, wenn bei Beschäftigten und Betriebsrat die Alarmsirenen läuten „und die IG Metall an der Tür klingelt, dann müssen die Arbeitgeber aufmachen und mit uns über eine Zukunftsvereinbarung verhandeln“, erläutert Giesler das Prinzip. Heißt: Per Tarifvertrag ist festgelegt, dass die Unternehmen sich auf Verlangen der IG Metall auf Verhandlungen einlassen müssen. Das Ziel: Frühzeitig sollen die richtigen Weichen gestellt werden können.
Die Zeit drängt, sagt der Bezirksleiter. „Deshalb haben wir den Arbeitgebern vorgezogene Verhandlungen angeboten.“ Viele Unternehmen stecken mitten in einem Umbruch, weil Digitalisierung, Klimawandel und der Umstieg auf E-Mobilität neue Aufgaben stellen. Eine Umfrage unter Betriebsräten in NRW hat ergeben, dass die Hälfte der Unternehmen „auf diese Herausforderung überhaupt noch keine Antwort gefunden hat“. Hinzu kommt die schwache Konjunktur, die gerade die vielen mittelständischen Automobilzulieferer in NRW trifft. „Wir können nicht warten“, sagt Giesler.
Eine klassische Forderung in Prozenten erhebt die IG Metall in dieser Tarifrunde bislang nicht. Das kann sich aber noch ändern, falls die Arbeitgeber sich in den vorgezogenen Verhandlungen querstellen. „Dann können wir auch eine normale Tarif-Auseinandersetzung fahren“, sagt Giesler – Warnstreiks nicht ausgeschlossen.
Mehr Geld verlangt die IG Metall aber dennoch. „Wir müssen die Kaufkraft stärken“, sagt Giesler. „Die Binnenkonjunktur ist derzeit die einzige Stütze der Konjunktur.“ Auch den Kampf gegen den Klimawandel berücksichtigt die IG Metall in dieser Tarifrunde: Mitglieder sollen einen Klima-Bonus erhalten, mit dem Kosten für klimafreundliches Handeln abgdeckt werden können, etwa wenn sie ein Ticket für den öffentlichen Nahverkehr nutzen.