1. März 2020
Metallzeitung
Organisationsgrad verdoppelt
Mit Beharrlichkeit, Mut und Nachwuchsförderung gut aufgestellt in die Zukunft

„Ich weiß noch, wie nervös wir damals gewesen sind, wie hoch die Beteiligung sein wird und wie viele Kolleginnen und Kollegen mit uns vor das Tor kommen“, erinnert sich Davor Kuminoti, Betriebsratsvorsitzender der ABB AG Calor Emag in Ratingen, wenn er an den ersten eigenen Warnstreik der ABB-Beschäftigten 2015 in der Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie denkt.

Die Nervosität war unbegründet, wie sich herausgestellt hat – die Beteiligung der Mitglieder und Mitarbeiter war riesig. „Das hat uns noch mal richtig Antrieb gegeben“, berichtet Willibert Knipprath, Leiter des Vertrauenskörpers. „Mittlerweile haben wir drei eigene Warnstreiks durchgeführt, die Zahl der Teilnehmer konnte immer wieder erhöht werden.“

Seit der ersten eigenen Warnstreikaktion 2015 ist viel passiert: Durch ein kontinuierliches Ansprachekonzept ist die Mitgliederzahl verdoppelt worden, durch eine –mit der IG Metall abgestimmte Vereinbarung – hat man mittlerweile 140 Leiharbeiter am Standort in Ratingen in „normale“ tarifliche Arbeitsverhältnisse übernommen. Eine Restrukturierungsmaßnahme, in der Entlassungen ausgeschlossen sind, wurde gestaltet, und vor allen Dingen hat man gemeinsam die Vertrauensleutearbeit ausgebaut. „Unsere Vertrauensleutearbeit lebt! Regelmäßige Treffen und eine jährliche Klausur, auf der das Jahresprogramm geklärt wird, sind Standard bei uns geworden. Dazu sind wir so gut aufgestellt, dass wir die betrieblichen oder gewerkschaftlichen Infos schnell an alle Beschäftigten weitergeben können“, erzählt Ralf Zuppa, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender. „Dieses Jahr haben wir Vertrauensleute sogar den Kolleginnen und Kollegen unseres Nachbarbetriebs bei der Flugblattverteilung für die erstmalige Betriebsratswahl geholfen“, schwärmt Willibert Knipprath.

„Am Anfang hatten wir Diskussionen bei den Vertrauensleuten, was alles nicht geht. Das haben wir umgekehrt und viele Dinge nacheinander angepackt und kontinuierlich verbessert“, sagt Volker Consoir, der die ABB seit geraumer Zeit betreut. „Die Arbeit bei ABB in Ratingen ist ein gutes Beispiel für andere Betriebe und zeigt gerade bei der Mitgliederentwicklung, dass immer etwas möglich ist, wenn man am Ball bleibt.“


Nachwuchsförderung

Ein weiterer Erfolg im Betrieb war auch der Ausbau der betrieblichen Ausbildung. „Es sind jetzt 70 Auszubildende hier am Standort“, sagt Davor Kuminoti stolz.

Aber nicht nur im Betrieb spielt Nachwuchsförderung eine große Rolle. „Ralf, Willibert und ich werden bis Ende 2021 alle altersbedingt ausscheiden“, sagt Davor Kuminoti. „Uns ist von Anfang an wichtig gewesen, dass wir früh genug damit beginnen, die jungen Kolleginnen und Kollegen einzubinden und den Wissenstransfer gemeinsam mit ihnen zu gestalten“, so Kuminoti weiter.

Einer der jungen Kollegen, der in ihre Fußstapfen treten soll, ist Christian Rasper. „Ich bin kurz nach Beginn meiner Betriebsratskarriere durch Wahl im Gremium freigestellt worden. Das Vertrauen, das mir da entgegengebracht wird, ehrt mich, aber ich bin mir auch der damit verbundenen Verantwortung bewusst“, erzählt Christian. Als ehemaliger Jugendvertreter hat er schon Erfahrungen gesammelt und kennt den Betrieb. „Als Betriebsrat hat man aber noch mal andere Themen, die zu bearbeiten sind“, sagt Rasper. Gemeinsam hat der Betriebsrat einen Plan zur Übergabe und zur Gestaltung des Wissenstransfers aufgestellt. „Wir wollen, dass die junge Generation gut gewappnet ist“, erklärt Davor Kuminoti.


Da sind wir uns sicher!
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Die Aktiven bei ABB: Christian Rasper, Davor Kuminoti, Ralf Zuppa, Volker Consoir und Willibert Knipprath (v.l.)

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