Es geht schnell, es geht sogar teilweise rasend schnell. Digitale Technik zieht immer stärker in die Betriebe ein. „Ein Elektroniker greift im Alltag inzwischen mindestens genauso oft zum Tablet wie zum Lötkolben“, sagt Erkan Ayhan, Jugend- und Auszubildendenvertreter bei Volkswagen in Wolfsburg.
Er beschreibt, was auch viele Auszubildende im Betrieb erleben: Durch die Digitalisierung wandeln sich die Berufe und die Inhalte, die sie erlernen. Es entstehen zukunftsorientierte Ausbildungsplätze mit neuen fachlichen Anforderungen. „Ein Informatiker beispielsweise braucht heutzutage immer mehr Gespür für industrielle Abläufe“, erzählt Erkan Ayhan. Volkswagen bildet daher Fachinformatiker für Systemintegration aus. Noch vor Jahren haben sich die Ausbildungsinhalte für den Fachinformatiker auf das Programmieren von Soft- und die Inbetriebnahme von Hardware beschränkt.
Wie schnell sich vieles wandelt, bekommt Erkan Ayhan hautnah mit: 2014 hat er eine Berufsausbildung zum Industriemechaniker begonnen und 2017 abgeschlossen. „Das Einzige, was damals Bezug zur Digitalisierung hatte, war ein Kranlehrgang, den wir am Computer gemacht haben“, erzählt der 25-Jährige.
„Man merkt inzwischen allerdings deutlich, dass sich die Inhalte in der Berufsausbildung verändern.“ Die Auszubildenden zum Werkzeugmechaniker, die das JAV-Mitglied in Wolfsburg betreut, lernen nun beispielsweise auch im 3-D-Druck-Zentrum.
Digitale Technik zieht zunehmend in die Betreibe ein. „Man merkt deutlich, dass sich die Inhalte in der Berufsausbildung verändern“, sagt Erkan Ayhan, JAV bei VW in Wolfsburg. (Foto: Michel Löwa)
Bei Volkswagen bekommen mittlerweile alle Auszubildenden ein Tablet zur Verfügung gestellt. Sie können sich darüber Lernvideos ansehen, lernen mit Clouds zu arbeiten oder Wochenberichte online abzulegen. JAV-Mitglied Erkan Ayhan betont: „Statt ins Tabellenbuch zu schauen und Drehzahlen mit komplexen Formeln auszurechnen, könnte man künftig auch eine App dafür heranziehen. Das würde es auf jeden Fall erleichtern.“
Viele Auszubildende sind IT-affin, benutzen Tablets und Smartphones intuitiv. Das hilft ihnen im Betrieb, Arbeitsanweisungen aus der Cloud zu ziehen, Werkzeuge, Maschinen und Produktionsanlagen mit Tablets zu steuern oder das Schweißen und Lackieren virtuell am Rechner zu trainieren.
Beschäftigte spüren die zunehmende Digitalisierung. Noch ist aber längst nicht klar, welche Auswirkungen sie mit sich bringen wird; welche Materialien, Techniken und Produkte zukünftig die wichtigste Rolle in der jeweiligen Branche, Industrie oder Dienstleistungssparte spielen werden. Fest steht allerdings: Die technischen und digitalen Anforderungen steigen, auch die an Auszubildende. Sie müssen vernetzter denken und verstärkt in interdisziplinären Teams zusammenarbeiten.
Die IG Metall setzt sich dafür ein, dass die betrieblichen Ausbildungsinhalte und schulischen Lerninhalte den neuen digitalen Anforderungen punktuell angepasst werden: Für die industriellen Metall- und Elektroberufe etwa gilt seit August 2018 eine modernere Ausbildungsordnung. Die Änderungen betreffen unter anderem die industriellen Metallberufe Industrie-, Werkzeug- oder Zerspanungsmechaniker, den Beruf Mechatroniker sowie die industriellen Elektroberufe wie den Elektroniker für Betriebstechnik oder für Geräte und Systeme.
Fester Bestandteil der Ausbildung sind nun Themen wie Digitalisierung der Arbeit, Datenschutz und Informationssicherheit. In den industriellen Metallberufen lernen die Auszubildenden zum Beispiel den Aufbau und die Funktionsweise eines Mini-PC kennen. Sie recherchieren Informationsquellen, installieren Software. Wenn alle Bauteile in Betrieb sind, beginnt die Programmierung.
Bei allen Arbeitsschritten müssen sich die beteiligten Auszubildenden in der Gruppe austauschen. In einzelnen Berufen können die Auszubildenden außerdem Zusatzqualifikationen erwerben: Diese reichen vom 3-D-Druck über IT-Sicherheit sowie Prozess- und Systemintegration bis hin zu digitaler Vernetzung.
Fachliche Anforderungen wandeln sich, und damit auch die Anforderungen an die Qualifikation der Auszubildenden. Die IG Metall macht sich dafür stark, das duale Ausbildungssystem hinsichtlich Qualität, Inhalten und Methoden weiterzuentwickeln. Gleichzeitig rückt die IG Metall die Bedürfnisse und Anforderungen der Beschäftigten an eine gute Arbeits- und Lebenswelt in den Mittelpunkt.