Millionen Beschäftigte sind wegen Corona in Kurzarbeit. Laut Gesetz sinkt ihr Einkommen auf bis zu 60 Prozent des normalen Nettos (67 Prozent mit Kindern). Damit wird es für viele Beschäftigte eng. IG Metall und Betriebsräte setzen deshalb durch, dass Arbeitgeber etwas zum Kurzarbeitergeld dazuzahlen. Nicht nur bei den großen Konzernen, sondern auch in kleineren Betrieben, im Handwerk, bei Dienstleistern – bis auf 80 Prozent und mehr.
Beim hessischen Zahntechnikhersteller Dentsply Sirona etwa hat der Betriebsrat den Beschäftigten große Teile ihres Nettolohns gesichert. Der Arbeitgeber stockt das Kurzarbeitergeld auf, gestaffelt nach Einkommen. Die unteren Lohngruppen kommen so trotz „Kurzarbeit null“ auf bis zu 90 Prozent ihres normalen Nettolohns. Bei den oberen Entgeltgruppen sind es bis zu 85 Prozent. „60 Prozent reichen nicht“, sagt der Betriebsratsvorsitzende Michael Martin. „Da kann jeder Beschäftigte nach ein paar Monaten Privatinsolvenz anmelden.“
Ein Selbstläufer war die Aufstockung bei Dentsply Sirona nicht. Sie gelang nur, weil der Großteil der Beschäftigten in der IG Metall organisiert ist. Die Geschäftsführung wollte eigentlich Kurzarbeit ohne Aufstockung. Aber der Betriebsrat weigerte sich, das zu unterschreiben. Und ohne Zustimmung des Betriebsrats kann der Arbeitgeber keine Kurzarbeit beantragen.
Petra Degenhardt: Die Metallerin arbeitet beim hessischen Zahntechnik hersteller Dentsply Sirona und profitiert von der Aufstockung des Kurzarbeitergelds, die der Betriebsrat ausgehandelt hat. (Foto: privat)
„Wir haben die Geschäftsführung aufgefordert, das mal durchzurechnen: Was bedeuten 60 Prozent vom Netto eigentlich für die unteren Lohngruppen?“, sagt Betriebsrat Martin. „Da gab es dann einen Aha-Effekt.“ Danach liefen die Gespräche konstruktiv.
Weil es nicht in allen deutschen Betrieben starke Betriebsräte gibt, macht die IG Metall Druck in Berlin. Derzeit entlastet die Regierung nur die Arbeitgeber bei der Kurzarbeit, indem sie ihnen die Sozialversicherungsbeiträge erstattet. Aber auch Technikerinnen, Facharbeiter oder Angestellte brauchen Entlastung. Sie tragen mit ihren Beiträgen den Sozialstaat und finanzieren solidarisch die Arbeitsmarktmaßnahmen der Regierung. Nun, in Zeiten der Kurzarbeit, brauchen sie selbst Unterstützung: möglichst wenig Einbußen bei ihren Einkommen.
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