1. Mai 2020
Metallzeitung
„Solidarisch ist man nicht alleine!“
von Bernhard Stiedl, Erster Bevollmächtigter und DGB-Stadtverbandsvorsitzender, und Tamara Hübner, Zweite Bevollmächtigte der IG Metall Ingolstadt

Erstmals muss der Deutsche Gewerkschaftsbund wegen der Corona-Krise unsere traditionelle Maifeier absagen. Seit Ende der NS-Diktatur gab es das nie.

Gerade am 1. Mai feiern wir unser ureigenstes Thema: in Krisenzeiten füreinander einstehen und Gerechtigkeit bewirken.

Deswegen lautet dieses Jahr das Motto: „Solidarisch ist man nicht alleine!“

Der Schutz jedes und jeder Einzelnen hat Priorität und unsere Gesundheit kommt an erster Stelle.

Unsere Solidarität und Hochachtung gilt allen, die in Kliniken und anderen Diensten tätig sind, um unsere Versorgung sicherzustellen.

Betroffen von der Krise sind vorwiegend Menschen in prekären Beschäftigungsverhältnissen oder 450-Euro-Jobs.

Viele erhielten gleich die Kündigung und mussten umgehend zum Jobcenter. Es ist ein Systemfehler, dass diese Jobs nicht vom ersten Euro an sozialversicherungspflichtig sind und die Menschen dann auch nicht von Kurzarbeit profitieren konnten.

Auch für die Gewerkschaften entwickelt sich die Corona-Krise zu einer Bewährungsprobe. Sie müssen gefährdete Arbeitsplätze verteidigen, einen Ausgleich für jene erkämpfen, die krisenbedingt mehr leisten, und gleichzeitig für ausreichend Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz eintreten. All das in einer Situation, in der physischer Abstand geboten ist.

In der Metall- und Elektroindustrie haben wir mit gut organisierten Beschäftigten und ihren Betriebsrätinnen und Betriebsräten Tarifverträge und betriebliche Regelungen durchgesetzt, die teils hohe Aufzahlungen des Arbeitgebers auf das Kurzarbeitergeld vorsehen.

In einigen Fällen ist damit sogar das bisherige Nettoentgelt abgesichert.

Viele andere aber wurden auf die gesetzlichen Haltelinien zurückgeworfen. Sie verlieren bis zu 40 Prozent ihres Einkommens. Das ist niemandem zuzumuten. Deshalb haben wir einen Tarifvertrag abgeschlossen, der vielen Beschäftigten die Angst vor massiven Einkommensverlusten durch Kurzarbeit nimmt.

Wir wollen diesen Tag jedoch nicht einfach vorbeistreichen lassen, denn der 1. Mai ist unser Tag!

Wir denken weiter und bereiten uns auf die Zeit nach der Krise vor. Auch wenn jetzt alle zusammenhalten und die Maßnahmen der Regierung im Expresstempo umgesetzt werden, darf das auf keinen Fall zu einem Abbau von Demokratie oder von betrieblicher Mitbestimmung führen.

Insbesondere in Krisenzeiten ist die Arbeit der Gewerkschaft wichtig. Gerade in diesen turbulenten Zeiten haben wir als IG Metall den Anspruch, für unsere Mitglieder da zu sein.

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Tamara Hübner und Bernhard Stiedl

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