Mitten in der schwierigen Tarifrunde der Metallindustrie unter den Vorzeichen der Corona-Pandemie erklärten die Geschäftsführer von Funktel Ende Februar gegenüber dem Betriebsrat und der Belegschaft ihren Austritt aus dem Arbeitgeberverband zum 1. April 2020. „Die Mitgliedschaft bei Niedersachsen Metall passe nicht zu ihnen“, begründeten die Geschäftsführer ihren Schritt in einer E-Mail an die Beschäftigten. Statt sich Lohnerhöhungen von den Tarifparteien vorgeben zu lassen, wollen sie sich an den individuellen Leistungen ihrer Mitarbeiter orientieren, heißt es dort.
Wut und Empörung schlugen sofort hohe Wellen. Als erste Reaktion verabschiedeten die Vertrauensleute und Betriebsräte der IG Metall eine Resolution. „Für uns als Beschäftigte ist die Entscheidung der Geschäftsführung ein Schlag ins Gesicht“, macht Heidi Reupke, die Betriebsratsvorsitzende der 126-köpfigen Belegschaft, deutlich. „Mit diesem Schritt hat die Geschäftsführung eine rote Linie überschritten.“
Die Mitgliederversammlung der IG Metall gab der betrieblichen Tarifkommission ein klares Votum, um alle Schritte für die Wiederherstellung der Tarifbindung einzuleiten. Der Forderungsbeschluss ist mittlerweile erfolgt: Ein Anerkennungstarifvertrag, der alle Tarifverträge der Metallindustrie Niedersachsen umfasst, soll die volle Tarifbindung für die Zukunft sichern. Die Geschäftsführung ist zu Tarifverhandlungen aufgefordert worden.
„Für die Beschäftigten ist besonders empörend“, so IG Metall-Betriebsbetreuerin Marion Koslowski-Kuzu, „dass sie in den letzten drei Jahren den Weg eines Sanierungstarifvertrags mitgegangen sind, der einen erheblichen Verzicht ihrer tariflichen Ansprüche zur Folge hatte.“ Das Ziel der finanziellen und damit wirtschaftlichen Sanierung des Herstellers von Funk-Sicherungssystemen aus Salzgitter-Bad wurde damit erreicht. „Und zum Dank erhält die Belegschaft jetzt von ihrer Geschäftsführung einen Tritt in den Hintern und soll von einer gerechten Teilhabe an den Erträgen des Unternehmens abgehängt werden“, macht Koslowski-Kuzu deutlich.
In der zusätzlich einberufenen Betriebsversammlung im März bezeichnete eine Kollegin das sehr treffend als „tiefen Vertrauensbruch“. Der ausdrücklichen Einladung des Betriebsrats zu der Versammlung, um sich gegenüber den Beschäftigten zu erklären, ist die Geschäftsführung im Übrigen nicht gefolgt.
Mut machen die vielen Solidaritätserklärungen aus den Betrieben in Salzgitter und Peine. Die Kolleginnen und Kollegen von SMAG, Meyer, Bosch, PTG, VW, SZFG und vielen mehr verurteilten das Vorgehen von Funktel und versicherten den Beschäftigten: Wir stehen an Eurer Seite!