1. November 2019
Nordrhein-Westfalen
50 Euro extra für die Rente
Gegen Abschläge bei der Rente hilft eine gute Tarifpolitik.

Gegen Abschläge bei der Rente hilft eine gute Tarifpolitik: In Nordrhein-Westfalen hat die IG Metall jetzt einen Tarifvertrag geschlossen, der Beschäftigten einen früheren Ruhestand ermöglicht, ohne dass sie bei der Rente kürzertreten müssen. Im Schlosserhandwerk mit seinen 58000 Beschäftigten gilt ab Januar 2021: Der Arbeitgeber legt etwas drauf, wenn Beschäftigte freiwillig zusätzlich in die Rentenversicherung zahlen, um mit möglichst geringen Abschlägen früher in Rente gehen zu können. Einen solchen Tarifvertrag hatte die IG Metall NRW im Sommer auch schon im Tischlerhandwerk abgeschlossen.

Das Modell funktioniert so: Wer mindestens 50 Jahre alt ist und mindestens 50 Euro im Monat zusätzlich in die Rentenkasse einzahlt, dem legt der Arbeitgeber auf diese 50 Euro noch einmal 50 Euro drauf. Auf diese Leistung haben Mitglieder der Gewerkschaft ab dem 1. Januar 2021 einen Rechtsanspruch – schließlich ist sie per Tarifvertrag abgesichert.

Durch die zusätzlichen Zahlungen können Beschäftigte Rentenabschläge ganz oder fast ganz vermeiden. Und wer beschließt, doch bis zum gesetzlichen Rentenalter zu arbeiten, bekommt eine entsprechend höhere Rente. „Damit gehen wir in der Tarifpolitik wieder einmal neue Wege“, betont Knut Giesler, Bezirksleiter der IG Metall. „Wir packen ein Problem an, dass viele Beschäftigte bewegt – und wir bieten eine handfeste Lösung an, statt nur warme Worte zu verlieren.“

Gerade im Schlosserhandwerk sind drohende Rentenabschläge ein brennendes Thema in den Betrieben. Viele Beschäftigte halten angesichts körperlich anstrengender Arbeit bis zum gesetzlichen Renteneintritt mit 67 Jahren nicht durch. Wer aber eher in den Ruhestand will, muss Abschläge von 0,3 Prozent pro Monat hinnehmen. Bei einem Renteneintritt mit zum Beispiel 65 Jahren summiert sich der Abschlag auf stolze 7,2 Prozent.

Entsprechend positiv wird die neue Regelung in den Betrieben aufgenommen. „Das ist die richtige Sache zur richtigen Zeit“, sagte Andreas Prior, Betriebsratsvorsitzender bei Autopstenhoj im westfälischen Rheine. Er hat den neuen Tarifvertrag mit ausgehandelt. „Wir geben den Kolleginnen und Kollegen die Möglichkeit, ohne Abzüge bei der Rente früher aus dem Erwerbsleben auszusteigen“, erklärt der aktive Metaller. „Dass wir das hinbekommen haben, ist ein Riesenerfolg.“

Für den Tarifabschluss waren Beschäftigte aus dem Schlosserhandwerk in ganz NRW auf die Straße gegangen. An Warnstreiks beteiligten sich mehr als 1200 Beschäftigte aus 25 Betrieben. In Emsdetten waren 600 Beschäftigte zur zentralen Demonstration gekommen. Kundgebungen mit jeweils mehreren hundert Teilnehmerinnen und Teilnehmern gab es auch in Lübbecke, Steinheim, Langenfeld und Hünxe. Neben der neuen Tarifregelung erstritten die Kolleginnen und Kollegen eine Erhöhung um 3,2 Prozent seit Oktober und um weitere 2,4 Prozent ab Dezember 2020 sowie höhere Ausbildungsvergütungen.

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Foto: Thomas Range
Beschäftigte des Schlosserhandwerks gingen in Emsdetten auf die Straße.
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Foto: Manfred Horn
Andreas Prior hat den Tarifvertrag mit ausgehandelt.

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