Was hat Sachsen mit Bayern gemeinsam? In beiden Ländern gibt es bisher keinen gesetzlich geregelten Anspruch auf Bildungszeit. In allen anderen Bundesländern können Beschäftigte bis zu fünf Tage im Jahr für ihre Weiterbildung nehmen ― zusätzlich zu ihrem Urlaub. Nicht zuletzt deshalb werden die fünf bezahlten Freistellungstage auch gerne als „Bildungsurlaub“ bezeichnet. Ziel der im September gestarteten Kampagne des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) ist es, nach der Landtagswahl in Sachsen 2019 auch dort ein Bildungsfreistellungsgesetz zu etablieren. Um das zu realisieren, braucht es jedoch eine breite Mehrheit.
„Gleiches Recht auf Bildung ist eine der großen Errungenschaften der Demokratie“, sagte Olivier Höbel, IG Metall-Bezirksleiter Berlin-Brandenburg-Sachsen. „Unsere Demokratie ist auf die gute Bildung aller Bürgerinnen und Bürger angewiesen. Wer die Welt um sich herum versteht, politische Sachverhalte durchschaut und sich eine eigene Meinung bilden kann, ist fähig, an einer lebendigen Demokratie teilzuhaben. Und wer Zeit bekommt, sich weiterzubilden, ist den großen Veränderungen in der Arbeitswelt, die uns derzeit bewegen, gewachsen. Wir stehen klar für ein Bildungsfreistellungsgesetz in Sachsen.“
Wer sich unabhängig vom Arbeitgeber weiterbildet, sollte dafür nicht seinen Urlaub und seine Freizeit opfern müssen. Die Forderung lautet deshalb: bezahlte Freistellung für zertifizierte Bildungsmaßnahmen. Infrage kommen dafür ganz unterschiedliche Bildungsangebote ― Kurse zur politischen Bildung ebenso wie Sprach- oder Computerkurse, eine Ausbildung für Trainer oder Seminare, die der gesundheitlichen Vorsorge dienen.
„Wir wollen mit der Bildungszeit auch das Ehrenamt stärken“, so Anne Neuendorf, stellvertretende Vorsitzende des DGB Sachsen. „Ohne gesellschaftliches Ehrenamt wäre Sachsen arm. Aber auch für Ehrenämter braucht es Fachwissen und Ausbildung.“
Wer die Kampagne unterstützen möchte, findet dazu online zahlreiche Möglichkeiten: www.zeit-für-sachsen.de. Dort können Fotos hochgeladen werden, stehen Argumente und Materialien rund um das Thema zur Verfügung. „Gemeinsam können wir eine breite gesellschaftliche Unterstützung organisieren, die wir brauchen, um ein Bildungsfreistellungsgesetz auf den Weg zu bringen“, so Anne Neuendorf. „Lasst uns in ganz Sachsen die 5 als Symbol sichtbar machen.“
Auf der Internetseite des Bezirks werden wir Fotos von Metallerinnen und Metallern veröffentlichen und über den weiteren Verlauf der Kampagne informieren. Erste prominente Unterstützer wurden schon gewonnen, zum Beispiel Martin Dulig, sächsischer Wirtschaftsminister und stellvertretender Ministerpräsident (SPD).