1. Oktober 2018
Interview
Die Transformation vom Betrieb her denken
Klaus Abel, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Berlin, spricht im Interview über den Transformationskongress der IG Metall Ende Oktober in Bonn.

Klaus, Du wirst mit vielen anderen IG Metallerinnen und Metallern die für die Organisation zentrale Frage der Transformation in Bonn besprechen. Worum geht es?
Klaus Abel: In einem Jahr haben wir unseren Gewerkschaftstag, wo wir uns als Organisation für die nächsten vier Jahre aufstellen werden. Unsere Leitidee, dass wir die IG Metall vom Betrieb her denken, gilt auch für die Transformation. Das werden wir in Bonn mit einigen hundert Metallerinnen und Metallern besprechen.

Wo liegt die Herausforderung?
Wir stehen derzeit, zum Beispiel in der Autoindustrie, in mehreren gleichzeitig stattfindenden radikalen Änderungsprozessen: Die Antriebstechnik wird elektrisch, das autonome Fahren steht vor der Tür und die Digitalisierung ändert alle Betriebsabläufe in unseren Unternehmen. Keiner weiß, wo es genau hingeht. Das verunsichert alle stark.

Wie gehen wir damit um?
Die Kolleginnen und Kollegen wollen in dieser Situation vor allem Sicherheit. Wenn wir die nicht organisieren können, wird es zu erheblichen sozialen und politischen Verwerfungen kommen.

Wie machen wir das als IG Metall?
Wir nehmen alle Möglichkeiten, die uns die Tarifpolitik und die Mitbestimmung in unserem Handlungsfeld, den Betrieben, bieten, in die Hand und gestalten gemeinsam mit unseren Mitgliedern,mit Beschäftigten, Betriebsräten und Vertrauensleuten die Fragen der Zukunft: die Arbeitszeit, die Zusatzqualifikationen, die Fragen nach Wertschöpfung und gerechter Entlohnung. Und wir arbeiten mit gesellschaftlichen Akteuren wie Wissenschaft und Politik zusammen, nehmen etwa Einfluss auf die Gesetzgebung.

Wie sichern wir die Beschäftigung, wenn zum Beispiel der Elektroantrieb Zehntausende Arbeitsplätze bedroht?
Wir haben gute Ansätze entwickelt, auch in Berlin. Für das Mercedes-Benz-Werk in Marienfelde, das hundertprozentig vom Verbrennungsmotor abhängt, verhandeln unsere IG Metall-Betriebsräte auf der Grundlage des Ausschlusses von betriebsbedingten Kündigungen bis 2030 über die Zukunftssicherung der Arbeitsplätze. Das gibt den Kollegen Sicherheit und Kraft, die Zukunftsthemen anzupacken.Wo wir nur wenige tarifgebundene Betriebe haben, stärkt das die Rechtspopulisten. Unsere Alternative heißt Solidarität. In Berlin sind wir intensiv dabei, neue Mitglieder in bisher nicht tarifgebundenen Betrieben dafür zu gewinnen, mit uns gemeinsamTarifverträge in ihren Betrieben durchzusetzen.


| Das könnte Dich auch interessieren

Kontakt zur IG Metall

Link zum Artikel