Christina Härtge, 32, Vertrauensfrau bei ZF in Laage, Mecklenburg-Vorpommern. (Foto: Stefan Best)
Ich will etwas bewegen. Als Vertrauensfrau kannst Du mit der IG Metall im Rücken Sachen umsetzen, für die der Betriebsrat nicht die Zeit hat. Wir haben 750 Beschäftigte. Unsere 13 Betriebsräte können unmöglich mit allen reden. Wir Vertrauensleute sind direkt bei den Kolleginnen und Kollegen, in allen Bereichen. Mittlerweile fragen mich die Leute auch: „Du, wie läuft das?“ Sie kommen auch mit Problemen, mit denen sie nicht gleich zum Betriebsrat wollen. Vertrauensfrau bin ich seit anderthalb Jahren. Damals setzte die IG Metall die Option auf freie Tage durch. Bei uns galt das nicht, da wir keinen Metalltarif haben, sondern nur einen Haustarifvertrag.
Ich wollte die freien Tage auch bei uns, auch wenn ich selbst nicht viel davon habe: Ich arbeite Tagschicht in Teilzeit. Doch 75 Prozent unserer Beschäftigten arbeiten in Schicht. Viele sind älter und haben gesundheitlich sehr mit der Schichtarbeit zu kämpfen. Zudem kommt die Zeit für ihre Familien zu kurz.
Wir haben Mitglieder geworben. Bald waren über die Hälfte in der IG Metall. Und wir haben die Leute befragt. 75 Prozent wollten tatsächlich die Freistellungsoption haben. Wir hatten mehrere Verhandlungen – und unseren ersten Warnstreik überhaupt. Wir sind durch die Halle gegangen und haben die Leute rausgebürstet. Auch die Verwaltung kam mit raus. Und wir haben etwas erreicht: ein tarifliches Zusatzgeld mit wahlweise fünf freien Tagen, das künftig weiter an die Metallindustrie angeglichen wird.
Klar musst Du als Vertrauensfrau auch Freizeit opfern. Ich habe zwei Kinder. Aber ich bin der Meinung, dass sich nur etwas bewegt, wenn Du aktiv etwas tust.
Christina Härtge, 32, Vertrauensfrau bei ZF in Laage, Mecklenburg-Vorpommern
Bernd Waizmann, 23, Vertrauensmann bei Reich in Mellrichstadt, Bayern. (Foto: Samuel Becker)
Ich bin seit über drei Jahren im Vertrauenskörper. Bis dahin hatte ich mit der Gewerkschaft nichts am Hut. Aber als mir beschrieben wurde, was Vertrauensleute machen und bewirken können ― als Bindeglied zwischen Belegschaft, Betriebsrat und IG Metall, um Infos besser unter die Kolleginnen und Kollegen zu bekommen, sich für sie einzusetzen und zu helfen ― da dachte ich: Damit kann ich mich gut identifizieren.
Als Vertrauensmann habe ich ja auch Vorteile: Du knüpfst soziale Kontakte, weißt Bescheid über aktuelle Themen und kannst aufklären: Gerade haben wir Auftragseinbrüche, weil wir viele Produkte für Verbrennermotoren liefern. Aber wir sind positiv gestimmt, dass es bald wieder aufwärtsgeht.
Als Schlosser in der Instandhaltung komme ich viel herum in der Firma und den verschiedenen Abteilungen. Oft sprechen mich Kolleginnen und Kollegen an. Viele Fragen kläre ich vor Ort oder mit dem Betriebsrat.
In der letzten Metall-Tarifrunde haben wir die Mitarbeiter mobilisiert, um uns bei den IG Metall-Aktionen zu unterstützen. Wir waren bei mehreren Aktionen beteiligt.
Mittlerweile habe ich das Amt des Vertrauenskörperleiters übernommen, was natürlich mit einem großen Aufwand verbunden ist. Aber ich habe mich schon immer gern engagiert, ob bei der Feuerwehr oder als Jugend-Fußballtrainer. Es geht ja um das Wohl der Belegschaft, also auch um mich.
Bernd Waizmann, 23, Vertrauensmann bei Reich in Mellrichstadt, Bayern
Marion Scheffler, 55, Vertrauensfrau bei Adient Zwickau in Meerane, Sachsen. (Foto: Richard Lehman/Stormheadstography)
Bei uns in der Firma ist das mit dem Informationsfluss schwierig. Immer wieder kommen Gerüchte auf. Das führt zu viel Unruhe und schlechtem Arbeitsklima. Unsere elf Betriebsräte können auch nicht immer überall für rund 400 Beschäftigte da sein. Da habe ich gesagt: „Wir brauchen mehr Leute“ ― und war gleich dabei, als mich der Betriebsrat angesprochen hat.
Ich bin der Meinung, dass die Belegschaft über alles informiert werden muss. Die Leute haben ein Recht darauf, direkte Ansprechpartner vor Ort zu haben. Und da ist die Kommunikation über Vertrauensleute einfach der kürzeste Weg.
Jetzt bin ich seit rund zwei Jahren Vertrauensfrau und die Leute sprechen mich an. Wenn ich nicht gleich eine Antwort habe, klären wir das in unserer wöchentlichen Vertrauensleutesitzung, mit dem Betriebsrat oder mit der IG Metall. Ich mache das gern. Wenn alle nur schimpfen, wird es auch nicht besser.
Marion Scheffler, 55, Vertrauensfrau bei Adient Zwickau in Meerane, Sachsen
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