1. Oktober 2019
Metallzeitung
Tarifverträge sind die Grundlage für gute Arbeit
Seit August bietet ein Tarifvertrag bei der Lenze Vertriebsgesellschaft Planungssicherheit.

Fast drei Jahre haben IG Metall und Arbeitgeber bei Lenze Vertrieb über einen Tarifvertrag verhandelt. Schnell waren sich die Tarifparteien einig, dass ein Tarifvertrag für die 176 Beschäftigten an den fünf deutschen Standorten die beste Basis für faire Arbeitsbedingungen ist. Doch der Teufel steckte im Detail.

Uwe Mebs: Der Vertrieb muss Kunden eine hohe Flexibilität bieten. Das heißt im Umkehrschluss, dass die Beschäftigten meist keinen „Nine-to- five-Job“ machen können. Wir haben aber trotzdem den Anspruch, die Basis der 35-Stunden-Woche zu sichern, damit die Beschäftigten vor der totalen Entgrenzung der Arbeit und den daraus resultierenden gesundheitlichen Gefahren geschützt werden.

Wie habt Ihr diesen Widerspruch überwunden?

Mebs: Wir haben zusätzlich zum Tarifvertrag einen ergänzenden Tarifvertrag vereinbart. Darin haben wir die Quoten zwischen den 35- und 40-Stunden-Verträgen geregelt und festgelegt, wie die zusätzlich zur tariflichen Wochenarbeitszeit geleisteten Stunden ausgeglichen werden müssen. Ein Bestandteil ist ein Langzeitarbeitskonto, das jeder Beschäftigte für seine persönliche Lebensplanung nutzen kann. Für die genaue Umsetzung werden die Betriebsparteien Regelungen vereinbaren. Im Übrigen besteht für Beschäftigte mit 40 Stunden die Möglichkeit, die Arbeitszeit auf 35 Stunden zu reduzieren.

Was hat das Unternehmen davon?

Mebs: Auch der Arbeitgeber hat mehr betriebliche Flexibilität. Der Tarifvertrag gibt zudem Planungssicherheit für beide Seiten. Und ein wichtiger Faktor sind zufriedene Beschäftigte, die eine ausgewogene Work-Life-Balance haben, weil sie motivierter sind. Das wirkt sich immer positiv auf die Kundenzufriedenheit und den Erfolg des Unternehmens aus.

Warum ist der Ausbau der Tarifbindung wichtig?

Mebs: Tarifverträge sichern nicht nur gute Arbeitsbedingungen und faire Entgelte, sondern sie ermöglichen eine qualifizierte Mitbestimmung. Das heißt, dass Betriebsräte ihre Mitbestimmungsrechte zum Beispiel bei der Aus- und Weiterbildung nutzen können. Qualifizierung wird noch mehr zum Schlüssel für die Beschäftigungssicherung in einer digitalen Arbeitswelt. Ein Drittel der Unternehmen in der Metall- und Elektroindustrie hat sich bisher noch nicht auf die Digitalisierung vorbereitet. Deshalb haben wir zusammen mit den Betriebsräten in den Unternehmen einen Transformationsatlas erstellt, um den Hand- lungsbedarf zu ermitteln. Und in Betrieben mit Tarifverträgen können wir besser handeln. Darum wollen wir die Tarifbindung ausbauen und noch mehr Menschen für die IG Metall gewinnen.

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Fotos: IG Metall
Erster Bevollmächtigter Uwe Mebs, IG Metall Alfeld-Hameln-Hildesheim
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Die große Solidarität der Beschäftigen bei Lenze Vertrieb hat den Weg für den Tarifvertrag frei gemacht. Danke für Euer Engagement.

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