„Der Wandel trifft das gesamte Unternehmen“, sagt der Betriebsratsvorsitzende von Siemens in Bad Neustadt. Vor allem Automatisierung und Digitalisierung werde am Standort, an dem rund 2000 Menschen arbeiten, eine Veränderung der Arbeit hervorbringen, neue Technologien und Produkte schaffen. Das werde zu einem Wandel der Arbeit führen. „Darauf müssen wir uns einstellen. Wir brauchen eine Qualifizierungsoffensive.“
Der Zukunftsfonds, den Siemens, IG Metall und Gesamtbetriebsrat im vergangenen Jahr vereinbart haben, ist ein erster, wichtiger Schritt: In den kommenden vier Jahren wird das Unternehmen 100 Millionen Euro zur Bewältigung des strukturellen Wandels bereitstellen. Das Geld, über dessen Vergabe ein paritätisch besetzter Vergabeausschuss entscheidet, soll vor Ort in die Standorte fließen und in vorausschauende, nachhaltige Qualifizierung der Beschäftigten gesteckt werden.
Das geschieht bei Siemens in Bad Neustadt. Mehr als die Hälfte der Beschäftigten, rund 65 Prozent, arbeiten in der Produktion, sie stellen Elektromotoren für Werkzeugmaschinen her. „Digitalisierung und Automatisierung prägt unsere Fertigung“, sagt Oliver Mauer. „Fahrerlose Assistenzsysteme halten Einzug, Maschinen werden vernetzt. Das verändert die Arbeit gewaltig.“
Der Bedarf an Qualifizierung steigt, die Anforderungen wachsen. Bislang aber gab es am Standort keine systematische Personalplanung und keine nachhaltige Qualifizierung. Das hat sich geändert. „Wir analysieren auf Basis der technischen Veränderungen im Fertigungsprozess die Qualifizierungsbedarfe der Mitarbeiter und bieten zielgerichtete Weiterbildungsmaßnahmen an.“
Die Qualifizierungsmaßnahmen sind breit gefächert und individuell zugeschnitten: Es gibt Weiterbildungsangebote, um in Softwareprogrammierung fit zu werden. Es gibt Qualifizierung speziell für Beschäftigte in der Fertigung, die mit Assistenzsystemen zusammenarbeiten müssen. Es gibt Maßnahmen, die einen Tag dauern, und andere, die über Wochen gehen. „Die Qualifizierungsmaßnahmen, die wir anbieten, sind wichtig, sie reichen aber allein nicht aus“, sagt Oliver Mauer. Elementar sei, eine „lernförderliche Arbeitsumgebung“ zu schaffen. „Wir müssen neue Medien einsetzen, Tablets in der Fertigung. Es muss gelingen, Freiräume zu schaffen, in denen während und mit der Arbeit gelernt werden kann.“