„Es ist jetzt Zeit, Neues in Angriff zu nehmen“, meint Martina Ditzell. Die 57-Jährige hat Ende September nicht wieder für das Amt der Zweiten Bevollmächtigten kandidiert. Sie will Jüngeren das Feld überlassen.
30 Jahre war sie hauptamtlich für die IG Metall im Einsatz. Bis Mitte 2021 wird sie ihre Aufgaben abgeben. Bereits 1991 startete sie als Gewerkschaftssekretärin bei der neu gegründeten IG Metall Halberstadt. 1994 wurde sie mit nur 31 Jahren zur Zweiten Bevollmächtigten der IG Metall Goslar-Osterode gewählt – als eine der jüngsten weiblichen Bevollmächtigten bundesweit.
Nur von 2008 bis 2012 ging sie einen Schritt zurück, um die Fusion der Geschäftsstellen Goslar-Osterode, Göttingen und Alfeld (südlicher Teil) zur IG Metall Süd-Niedersachsen-Harz zu ermöglichen. Ihre warmherzige Art und Kompetenz, ihr Organisationstalent und ihre beruflichen Erfahrungen teilte sie gern mit anderen.
Mit 17 begann sie 1980 eine dreijährige Ausbildung als Industriekauffrau bei der Sollinger Hütte in Uslar und trat sogleich in die IG Metall ein. Seitdem bekleidete Martina Ditzell eine Fülle von Wahlämtern und Funktionen: Sie war Jugend- und Auszubildendenvertreterin, Vorsitzende des Ortsjugendausschus- ses, Vertrauensfrau, Betriebsrätin, Referentin und Delegierte.
2012 füllte sie wieder das Amt der Zweiten Bevollmächtigten und erstmals auch das der Kassiererin aus. Auch zuvor hatte sie viele Jahre mit dem Ersten Bevollmächtigten Manfred Zaffke ein Powerteam gebildet. „Mir hat die Gewerkschaftsarbeit immer Spaß gemacht“, sagt sie, „aber hart ist es, wenn wir Personalabbau nicht verhindern können. Dann habe ich mir oft ein anderes Wirtschaftssystem gewünscht, in dem der Mensch im Mittelpunkt steht.“
Als ihr Ehemann im Februar 2019 starb, haben ihre Familie, Freunde und die Arbeit ihr Trost und Struktur gegeben. Aber jetzt möchte sie mehr Zeit zum Leben haben. Sie wird der IG Metall treu bleiben und hofft, dass immer mehr Beschäftigte Mitglied werden, um sich für bessere Entgelt- und Arbeitsbedingungen einzusetzen. „Wenn wir weiterhin solidarisch handeln, dann kann man mit Idealen auch die Realität gestalten.“