1. September 2018
Duales Studium
„Die werfen ungeheuer viel Qualität weg“
Immer mehr junge Menschen studieren dual. Was fehlt, sind allgemeingültige Regeln. Das will die IG Metall ändern, so Jugendsekretär Simon Sternheimer von der IG Metall Berlin im Interview.

2016 haben erstmals über 100 000 Studierende dual studiert, so viele wie nie. Ist das eine gute Entwicklung?
Simon Sternheimer: Ein duales Studium kombiniert theoretisches Wissen mit regelmäßigen Praxiserfahrungen und bietet sehr gute Perspektiven. Gerade Jugendliche aus nichtakademischen oder finanziell schlechter gestellten Familien können darüber studieren. Das begrüßen wir. Allerdings wünschen wir uns eine bessere Absicherung der dual Studierenden.

Was fehlt genau?
Es fehlen Regeln und eine flächendeckende Tarifvereinbarung für alle Studierenden. Wir fordern, das duale Studium im Berufsbildungsgesetz zu verankern und der dualen Ausbildung gleichzustellen. Das garantierte allen das Recht auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld und sie würden für Prüfungen freigestellt.

Wie ist es heute?
Zuerst einmal: Es gibt ein praxisintegriertes Studium, außerdem ein ausbildungsintegriertes Studium, das Studierende mit einem IHK-Abschluss und einem Bachelor abschließen. Wer ausbildungsintegriert studiert, ist bis zum IHK-Abschluss tariflich abgesichert, bis zum Bachelor aber nicht mehr. Auch verfällt das Recht auf unbefristete Übernahme nach der Ausbildung. Das sind zwei von vielen Benachteiligungen.

Was ist, wenn Studierende einen Master anstreben?
Das würden gerne viele machen. Sie müssen aber, das legen viele Unternehmen in Arbeits- und Förderverträgen fest, erst die dort vereinbarte Zeit im Betrieb arbeiten. Die Arbeitgeber verbauen den Studierenden damit ihre Zukunft und werfen so ungeheuer viel Qualität weg.

Wie will die IG Metall diese Benachteiligungen auflösen?
Via DGB drängen wir darauf, das duale Studium im Berufsbildungsgesetz zu verankern. Zweitens versuchen wir als IG Metall, mit möglichst vielen Unternehmen haustarifvertragliche Lösungen abzuschließen. Im nächsten Schritt streben wir dann eine tarifliche Flächenlösung zusammen mit den dual Studierenden an. Das ginge für die Unternehmen mit Mehrkosten einher, andererseits würde die Ausbildung sehr gewinnen, weil wir verlässliche Qualitätsstandards vereinbaren und das Studium vergleichbar machen könnten. Für dual Studierende gäbe es Sicherheiten und für die Unternehmen hochqualifizierte Fachkräfte.

Was rätst Du dual Studierenden?
Sich erst einmal nicht abschrecken lassen. Duale Studiengänge haben viele Vorteile. Unser Rat: Bei Problemen sollen sie sich an Betriebsrat oder die JAV wenden. Auf Hochschulinformationsbüro.de informiert die IG Metall zudem dual Studierende. Wichtig ist, dass sich mehr von ihnen artikulieren und organisieren, gerne in der IG Metall. Wir freuen uns zudem, wenn sie bei uns neue Ideen einbringen, damit wir auf ihre Bedürfnisse noch gezielter eingehen können.


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