In Düsseldorf-Neuss sollte das Ausbildungszentrum geschlossen werden. 156 Jugendliche werden dort überbetrieblich ausgebildet. Vor allem angehende Mechatroniker, Industriemechaniker, Energieelektroniker und Maschinenanlagenführer bekommen dort praktische Kenntnisse vermittelt, die sie für ihre Abschlussprüfungen brauchen. Mehr als 60 Betriebe schicken seit Jahren ihre Auszubildenden in die Lehrwerkstatt an der Eupener Straße.
Die Beteiligten waren mit dieser überbetrieblichen Verbundlösung immer zufrieden. „Doch dann kam die kalte Dusche mitten in der Coronakrise“, sagt Ausbildungsleiter Ralf Kruse. Der Eigentümer der Ausbildungswerkstatt, die Firma Schmolz + Bickenbach, teilte ohne Angabe von Gründen mit, dass die Werkstatt Ende des Jahres geschlossen würde. Kruse und die fünf Ausbilder in der Lehrwerkstatt bekamen ihre Kündigung. 156 Auszubildende hingen von heute auf morgen in der Luft. Es war völlig unklar, wie und wo sie ihre Ausbildung zu Ende bringen würden.
Volker Consoir von der IG Metall Düsseldorf-Neuss und Ibrahim Koc, der Betriebsratsvorsitzende vom ortsansässigen Stahlunternehmen Steeltec, einer Tochter von Schmolz + Bickenbach, organisierten den Widerstand. Über die Presse informierten sie immer wieder die Öffentlichkeit. Fieberhaft suchten sie nach einem möglichen Interessenten. Die IG Metall beauftragte einen Wirtschaftsprüfer, der die Zahlen der Ausbildungswerkstatt prüfte und zum Ergebnis kam, dass sie rentabel sei.
Eine Schließung hätte eine fatale Auswirkung auf die Region gehabt. Eine ganze Reihe beteiligter Betriebe hatten schon signalisiert, dass sie nicht weiter ausbilden würden, wenn die Lehrwerkstatt geschlossen würde. Das hätte einen Dominoeffekt ausgelöst und Dutzende, vielleicht mehr als Hundert Ausbildungsstellen gekostet. „Die Situation hat unsere Auszubildenden sehr verunsichert“, berichtet der Betriebsratsvorsitzende Ibrahim Koc. Allein sein Betrieb hat 30 Auszubildende in der Lehrwerkstatt. „Die standen täglich bei mir auf der Matte und wollten wissen, wie es weitergeht. Wir hätten nie alle anderweitig unterbringen können.“
Nach elf Wochen Kampf kam endlich die Nachricht, dass es eine Lösung für den Weiterbetrieb gibt. Ein neuer Betreiber hat zugesichert, dass der Lehrbetrieb eins zu eins weiterläuft. Auch die Kündigungen für die Ausbilder sind vom Tisch. Für die Auszubildenden ist eine Zeit der Ungewissheit endlich vorüber. „Wir können unsere Ausbildung hier glücklicherweise wie geplant zu Ende bringen“, sagt David Matysek. Er ist Industriemechaniker im zweiten Ausbildungsjahr. „Ohne die IG Metall, unseren Betriebsrat und den Druck der Öffentlichkeit wäre das anders ausgegangen.“