26. Juli 2023
Fördergelder für grünen Stahl bewilligt
Thyssenkrupp: Habeck kommt mit guten Nachrichten
Der Druck der Metallerinnen und Metaller hat gewirkt. Endlich kommen die Fördergelder für eine grüne Stahlproduktion. Mit ihnen wird ThyssenKrupp die ersten 25 Prozent seines Stahls klimaneutral herstellen können. Perspektivisch soll die gesamte Produktion CO2-neutral werden, in ganz Deutschland.

Jetzt kann es mit dem grünen Stahl in Duisburg losgehen. Heute löste Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck sein Versprechen ein und kam mit einem offiziellen Förderbescheid nach Duisburg zu Thyssenkrupp Steel, auf den die Beschäftigten lange gewartet haben. Rund zwei Milliarden Euro sind nun an Fördergeldern freigegeben, um die klimaneutrale Stahlproduktion in Duisburg aufzubauen. Ein wichtiger Schritt, nicht nur für Duisburg, sondern für die gesamte Stahlindustrie und Wirtschaft in Deutschland. So betonte der Bundeswirtschaftsminister: „Heute ist ein guter Tag für das Klima, für die grüne Industrie in Deutschland, für den Standort Duisburg und für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“

Tekin Nasikkol, Gesamtbetriebsratsvorsitzender thyssenkrupp Steel Europe AG (zweiter von links im Bild unten), ist ebenfalls zufrieden: „Die Förderung ist ein starkes und zukunftsweisendes Signal für unsere mehr als 26.000 Kolleginnen und Kollegen und den Stahlstandort Duisburg. Sie unterstreicht darüber hinaus auch das Bekenntnis zur Notwendigkeit einer zukunftsfähigen grünen Stahlindustrie als Herzstück der nordrheinwestfälischen Wirtschaft. Denn Stahl ist und bleibt Zukunftsmotor der Region und bietet wichtige Arbeits- und Ausbildungsplätze. So schaffen wir durch den Bau unseres Anlagenparks über 400 hochwertige Industriearbeitsplätze in einer zukunftsfähigen Technologie, begleitet von einem Aufbau zukunftsweisender Ausbildungskonzepte. Gemeinsam sind wir nun auf dem Weg in eine grünere, nachhaltigere Zukunft für kommende Generationen“, so Nasikkol.

 

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck übergibt den Förderbescheid für Thyssenkrupp

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck bei der Übergabe des Förderbescheids


Aktionstag brachte die Wende

Ganz ohne Druck ging es aber nicht. 12.000 Metallerinnen und Metaller hatten Mitte Juni bei einem großen Aktionstag der IG Metall in Duisburg den Bundeswirtschaftsminister erinnert, um was es geht. „Wir können und wollen den grünen Stahl herstellen, man muss uns nur lassen“, erklärte damals Gesamtbetriebsratsvorsitzender Nasikkol. Doch ohne die schon lange versprochenen Förderungen, sei ihre Zukunft gefährdet, betonte Nasikkol auf der großen Bühne, auf der sich auch Habeck den aufgebrachten Metallerinnen und Metallern stellte.

Habeck ist der Aktionstag in Erinnerung geblieben: „Beim Stahlaktionstag der Gewerkschaft haben die Gewerkschafter auf ihren T-Shirts zu Recht darauf hingewiesen, dass ‚Stilltand noch nie was bewegt hat‘. Und genauso ist es“, erklärt der Minister und führt weiter aus: „Das Unternehmen, das Land NRW und die Bundesregierung haben in den vergangenen Wochen gemeinsam etwas bewegt und angestoßen. Das Unternehmen zeigt mit seinem sehr ambitionierten Projekt, dass es durch konsequenten Einsatz von Wasserstoff möglich ist, den Stahlsektor als größten industriellen CO2-Emittenten in Deutschland zu dekarbonisieren. Die Stahlindustrie in Deutschland hat mit dieser zentralen Weichenstellung eine Zukunft. Das sichert auch langfristig zahlreiche Arbeitsplätze.“


Förderung für Anlagen und höhere Betriebskosten

Insgesamt zwei Milliarden Euro werden durch den Bund und das Land Nordrhein-Westfalen in die grüne Stahlproduktion bei Thyssenkrupp Steel in Duisburg investiert: 1,3 Milliarden Euro vom Bund, 700 Millionen Euro vom Land, dafür hat die IG Metall lange gekämpft. Ein Teil des Geldes fließt in den Bau einer Direktreduktionsanlage, in der mit Wasserstoff statt Kokskohle klimaneutral Eisenerz reduziert werden kann. Der zweite Teil der Förderung soll die erstmal höheren Betriebskosten ausgleichen. Denn Stahl mit Wasserstoff herzustellen ist zwar klimaneutral, aber deutlich teurer. 25 Prozent der Stahlproduktion in Duisburg werden damit klimaneutral. Doch bis 2045 muss auch der Rest der Produktion umgestellt werden, bis dahin will Deutschland klimaneutral sein. So hat nicht nur Thyssenkrupp, sondern alle Stahlhütten in Deutschland noch einen weiten Weg vor sich.


Nur zwei Unternehmen haben bislang eine Förderzusage

Bis die gesamte Stahlindustrie klimaneutral ist, ist noch viel zu tun. Nach Salzgitter Flachstahl hat nun auch Thyssenkrupp Steel eine Förderzusage bekommen. Saarstahl, die Dillinger Hütte und ArcelorMittal hingegen warten noch darauf, dass ihre Anträge bewilligt werden. Und auch die Hüttenwerke Krupp Mannesmann (HKM) hängen noch in der Luft. Da kann Marco Gasse, Betriebsratsvorsitzender bei HKM Duisburg, nur den Kopf schütteln: „Wenn Robert Habeck die ökologische Wende ernst meint, dann muss er jetzt handeln. Stahl ist ein großer CO2-Erzeuger. Jeder Euro, der in unserer Branche investiert wird, wirkt sich doppelt und dreifach positiv auf unsere Klimabilanz aus“, verdeutlicht der Metaller.


Habeck will gesamte Stahlindustrie transformieren

Dass nun erste Anlagen gebaut werden, ist ein gutes Zeichen, doch in Deutschland gibt es 13 Hochöfen, die alle durch Direktreduktionsanlagen ersetz werden müssen. Zudem braucht es Wasserstofferzeugung und entsprechende Liefernetzwerke. Und dann ist da noch das Thema Industriestrompreis. Denn während die Stahlproduktion über die Hochofenroute viel Wasserstoff benötigt, um klimaneutral zu werden, braucht sie auf der Elektroofenroute dafür viel grünen Strom. Damit der klimaneutrale Stahl wettbewerbsfähig ist, braucht es einen wettbewerbsfähigen Industriestrompreis für die energieintensive Industrie, den fordert die IG Metall. Einige Baustellen gibt es also noch. Positiv ist aber, dass die 12.000 Metallerinnen und Metaller beim Aktionstag Habeck nicht nur an sein altes Versprechen der Förderung erinnern konnten, das der Minister nun erfüllt hat. Sie konnten dem Politiker auch ein neues abringen: „Ich will, dass die gesamte Stahlindustrie in Deutschland transformiert wird“, verlautbarte der Minister damals. So liegt es nun an ihm, weiter seinen Beitrag dazu zu leisten. Im Notfall werden die Metallerinnen und Metaller ihn auch gerne wieder daran erinnern.


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