Willkommen in der Tarifbindung: Bei Metallguss Schiefelbusch (MGS) im rheinland-pfälzischen Stahlhofen am Wiesensee haben Beschäftigte und IG Metall erstmals Tarifverträge durchgesetzt. Nach mehreren Warnstreiks und kurz vor der Urabstimmung über einen unbefristeten Streik musste die Geschäftsleitung schließlich einlenken. Die Stundenentgelte werden am 1. Juli um 1 Euro erhöht ― was einer Erhöhung des Facharbeiter-Eckentgelts um 8 Prozent entspricht. Bereits im März gibt es eine Einmalzahlung von 200 Euro für alle. Zudem gibt es Zuschläge für Mehrarbeit ab der ersten Stunde. Insgesamt haben die MGS-Beschäftigten in diesem Jahr durch ihren Tarifabschluss rund 1 500 Euro brutto mehr.
Und es geht weiter nach oben: IG Metall und Beschäftigte setzten die schrittweise Einführung der unserer Tarife für Metall- und Elektroindustrie durch. Ab 2020 bezahlt Metallguss Schiefelbusch nach Metalltarif ― die Auszubildenden erhalten bereits ab sofort tarifliche Ausbildungsvergütungen. Bis 2025 wird der Urlaub schrittweise von derzeit 26 auf die tariflichen 30 Tage verlängert ― und die Arbeitszeit von 40 auf 35 Stunden bei vollem Lohnausgleich verkürzt.
Für dieses Tarifergebnis haben unsere Mitglieder bei Metallguss Schiefelbusch zwei Monate lang Druck gemacht, mit Demonstrationen, auf Betriebsversammlungen und mit bis zu acht Stunden langen Warnstreiks. „Wir sind stolz auf die Rückendeckung durch die große Zahl der IG Metall-Mitglieder“, meint der Betriebsratsvorsitzende Dirk Obermann, der auch Mitglied der IG Metall-Verhandlungskommission bei Metallguss Schiefelbusch ist. „Sie haben uns dermaßen den Rücken gestärkt, da konnte nichts mehr schiefgehen.“
Die Geschäftsführung musste schließlich die Verhandlungen aufnehmen. Ihr erstes Angebot lag bei lediglich 1,5 Prozent mehr Geld. Die Beschäftigten zeigten der Geschäftsführung, was sie davon hielten: Aus einer Betriebsversammlung heraus traten 120 Beschäftigte in den Warnstreik. Sie platzten in die Beratungen des Arbeitgebers hinein ― und machten klar: Das ist Eure letzte Chance.
„Die Geschäftsführung wusste genau, dass wir die Urabstimmung über einen unbefristeten Streik eingeleitet hätten, wenn sie nicht nachgegeben hätten“, erklärt IG Metall-Verhandlungsführer Uwe Zabel. „Dieses Tarifergebnis ist ein Erfolg der Solidarität, der nur möglich war, weil die Beschäftigten sich in der IG Metall organisiert haben.“
Heute sind rund 85 Prozent der 150 Beschäftigten in der IG Metall. Vor drei Jahren waren es gerade einmal 12 Prozent. „Als ich im Januar 2015 das erste Mal im Betrieb war, konnte ich mir nicht vorstellen, dass wir in diesem Betrieb jemals eine Tarifbindung durchsetzen werden“, erinnert sich Reiner Peters-Ackermann von der IG Metall Betzdorf, der Metallguss Schiefelbusch betreut. „Ich bin stolz auf diese tollen Menschen.“
Das Unternehmen liefert Gussteile, unter anderem an MAN, Heidelberger Druck und KTM. Metallguss Schiefelbusch ist nicht der einzige Betrieb im Westerwald, in dem sich die Beschäftigten ihren Tarifvertrag holen. Die IG Metall Betzdorf hat eine Reihe von Unternehmen in der Region gemeinsam mit unseren Mitgliedern im Betrieb in die Tarifbindung gebracht. Das spricht sich herum.
„Wir haben in den letzten dreieinhalb Jahren in fünf Betrieben Tarifverträge abgeschlossen und so rund 1 000 Beschäftigte unter den Schutz eines Tarifvertrags gestellt“, erklärt der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Betzdorf, Uwe Wallbrecher. „Es gibt noch einige weitere Betriebe in der Region, wo sich die Beschäftigten einen Tarifvertrag verdient haben und die wir noch angehen werden.“