Die Zukunft beim Caravan-Zulieferer Dometic in Krautheim in Baden-Württemberg ist für mindestens sechs Jahre gesichert. Beschäftigte und IG Metall haben einen Zukunftstarifvertrag durchgesetzt, nachdem die IG Metall-Mitglieder bereits in einer Urabstimmung mit 90 Prozent für Streik gestimmt hatten.
Einen Tag vor Beginn des Streiks lenkte die Unternehmensleitung doch noch ein: Standort und Beschäftigung sind bis 2027 Jahre gesichert. Der Erhalt von 360 unbefristeten Arbeitsplätzen ist festgeschrieben. Dometic verpflichtet sich, den Geschäftsbetrieb in Krautheim uneingeschränkt aufrecht zu erhalten – und sagt konkrete Investitionen in neue Produkte und Anlagen zu.
Außerdem bekommen die Beschäftigten 1,5 Prozent mehr Geld – rückwirkend zum 1. Januar 2021, weitere 1,5 Prozent ab September sowie mehr Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Ab 2024 gilt dann der volle Entgelttarif für die Holz und Kunststoff verarbeitende Industrie in Baden-Württemberg.
Zugleich wird die Leiharbeit schrittweise reduziert und begrenzt, ab 2023 dann auf 15 Prozent der Belegschaft. Leihbeschäftigte sollen fest übernommen werden.
Die Beschäftigten in Krautheim stellen Fenster, Türen und Rollosysteme für Wohnwagen und Wohnmobile her. Ein Jahr lang haben sie gemeinsam mit der IG Metall für ihre Zukunft gekämpft, öffentlich Druck gemacht, Politiker, Zulieferer und Kunden angeschrieben. Beschäftigte bei den Kundenbetrieben, Caravan-Hersteller in der Region wie Hymer und Dethleffs, erklärten ihre Solidarität.
Demonstration der Beschäftigten bei Dometic in Krautheim. Foto: IG Metall
Vor rund einem Jahr war bekannt geworden, dass die Unternehmensleitung offenbar eine Verlagerung nach Osteueuropa plant. Dabei macht Dometic in Krautheim zweistellige Gewinne, liefert hochwertige Fenster und ist nah an den Kunden.
Offiziell jedoch hat das Management die Verlagerungspläne nie bestätigt. „Wir haben immer wieder nachgefragt, aber nie eine befriedigende Antwort bekommen“, berichtet die Betriebsratsvorsitzende Petra Ambelang.
Die Beschäftigten traten in die IG Metall ein und erhöhten mit ihren Aktionen und ihrer Urabstimmung den wirtschaftlichen Druck auf den Arbeitgeber, so dass er schließlich einlenkte.
„Unseren aktiven Mitglieder und die IG Metall Schwäbisch Hall haben es aus dieser gewachsenen Stärke heraus eine Zukunftssicherung erkämpft. Es war uns egal, was der Arbeitgeber sagt, denn wir haben ihn in unsere Richtung gezwungen“, erklärt Arno Siebert von der IG Metall Schwäbisch-Hall. „Das zeigt: Wenn unsere Kolleg*innen, der gesamte Betriebsrat und die IG Metall in eine Richtung ziehen, ist alles möglich.“
99 Prozent der IG Metall-Mitglieder bei Dometic haben das Verhandlungsergebnis angenommen.
„Alle sind sehr glücklich, dass unsere Arbeitsplätze am Standort bleiben“, erklärt Petra Ambelang. „Wir haben viele ältere Beschäftigte, die nun bis zur Rente eine sichere Arbeit haben. Das haben wir nur durch die Unterstützung der IG Metall geschafft.“