Der Kampf der Beschäftigten des Spanplattenherstellers Glunz in Nettgau/Sachsen-Anhalt hat sich gelohnt. Die Geschäftsleitung hat in letzter Sekunde in Verhandlungen mit der IG Metall eingelenkt und damit den ab heute angesetzten Streik abgewendet: Glunz nimmt den Austritt aus dem Arbeitgeberverband der Holz- und Kunststoff verarbeitenden Industrie Sachsen-Anhalt zurück. Die geplante Lohnkürzung von im Schnitt 3000 Euro je Beschäftigten im Jahr ist vom Tisch. Die Beschäftigten und die IG Metall haben ihre Forderungen durchgesetzt.
Nunmehr gilt bei Glunz in Nettgau wieder Tarif: Die Löhne steigen um zwei Prozent rückwirkend zum 1. Mai 2016 sowie um weitere 1,7 Prozent ab 1. Juli 2017. Die Ausbildungsvergütungen steigen um 20 Euro im Monat. Die Arbeitszeit wird nicht verlängert, sondern bleibt auf 39 Wochenstunden. Urlaubs- und Weihnachtsgelt werden nicht gekürzt. Ab 1. Januar 2017 tritt zudem ein Tarifvertrag Demografie mit Altersteilzeit in Kraft.
Glunz war zu Beginn des Jahres aus dem Arbeitgeberverband und dem Tarifvertrag ausgestiegen, um massive Einschnitte bei den Personalkosten durchzudrücken. Die Geschäftsleitung hatte mehrere Verhandlungsangebote ausgeschlagen und hielt trotz Warnstreiks der Beschäftigten an ihren Kürzungsplänen fest.
98 Prozent der IG Metall-Mitglieder stimmten bei Glunz in Nettgau letzte Woche in der Urabstimmung für einen unbefristeten Streik. Der Streik sollte am heutigen Mittwoch beginnen.
Um den Streik in letzter Minute abzuwenden, hatte sich die IG Metall am gestrigen Dienstag bereit erklärt, ein letztes Mal zu verhandeln. „Der Druck der Belegschaft hat das Unternehmen schließlich zur Vernunft kommen lassen“, erklärt der Verhandlungsführer der IG Metall, Wilfried Hartmann. „Alle Versuche, die tariflichen Standards auszuhebeln, sind gescheitert. Die Belegschaft hat sich durchsetzen können. Das haben wir im Konzernverbund mit Unterstützung der Kolleginnen und Kollegen in Meppen und Beeskow geschafft.“
Auch in den Glunz-Werken in Meppen/Niedersachsen und Beeskow/Brandenburg haben die Beschäftigten mit Warnstreiks gezeigt, dass sie keine Lohnkürzungen akzeptieren. In Meppen wird am heutigen Mittwoch weiter verhandelt. Für das Werk in Beeskow gibt es Signale, dass die Verhandlungen in der nächsten Woche wieder aufgenommen werden.