14. Juli 2016
Die Gerechtigkeitslandkarte: Mehr Geld und mehr Tariftreue
In 40 Betrieben Tarifverträge vereinbart
Erste Etappe erreicht: Ein Haustarifvertrag ist durchgesetzt und beschert den Beschäftigten bei Schulte ein Einkommensplus von bis zu 7,25 Prozent. Der Automobilzulieferer im Sauerland ist ein Beispiel unter 40 Betrieben, in denen es der IG Metall gelungen ist, die Tarifbindung durchzusetzen.

Das nächste Ziel der Beschäftigten beim Automobilzulieferer Schulte ist ein Manteltarifvertrag, über den die IG Metall jetzt verhandelt. Denn zum Tarif gehört mehr als Geld ― wie etwa Arbeitszeit, Urlaub und vor allem Sicherheit. Die Sicherheit eines tarifvertraglichen Gesamtpakets, an das sich der Arbeitgeber halten muss.

Bei dem traditionellen Familienunternehmen haben die Beschäftigten harte Zeiten erlebt. Betriebsrat Friedhelm Florek erzählt, wie viele andere vor ihm versucht haben, einen Betriebsrat zu gründen. Sie wurden gekündigt und klagten sich teilweise wieder zurück in den Betrieb. Zulagen gab es für Mitarbeiter nur, wenn sie nicht krank wurden. Und oftmals wurde mehrere Wochen hintereinander an sieben Tagen gearbeitet: „Irgendwann sagten die Leute, so geht es nicht weiter. Wir wollen bessere Arbeitsbedingungen“, sagt Florek. Mit ihrem Haustarifvertrag zu höheren Löhnen und Gehältern, der ihnen bis zu 7,25 Prozent mehr Geld beschert, ist ihnen der erste Schritt gelungen.


Aktivitäten zur Tarifbindung
 

Landkarte: Aktivitäten zur Tarifbindung


Auch beim Sondermaschinenbauer Hekuma im bayerischen Eching gab es vor Jahren noch keinen Betriebsrat. Nur drei Prozent der Beschäftigten waren Mitglied der IG Metall. Heute gibt es einen Betriebsrat, über 80 Prozent der Belegschaft sind Gewerkschaftsmitglied und seit dem 21. April gilt ein Tarifvertrag. Die Metall-Tarifrunde hat ihrem Anliegen noch einmal Schwung gegeben.

Jetzt will Betriebsratsvorsitzender Hubert Hillenbrand wissen, wie weit ihr Entgelt von der Fläche entfernt ist und die Beschäftigten richtig eingruppieren. „Es gibt ein Ziel“, sagt Hillenbrand, „das ist ermutigend, weil es vorangeht, wenn auch in kleinen Schritten.“


Gerechtigkeitsfrage Nummer Eins

Wo Tarifverträge gelten, geht es gerechter zu. Deshalb ging es der IG Metall in der Metall-Tarifrunde 2016 auch darum, auf tariflose Zustände hinzuweisen und die Tarifbindung wieder zu stärken. Ohne Tarifvertrag verdient ein Mitarbeiter im Schnitt fast ein Viertel weniger als Beschäftigte in einem tarifgebundenen Betrieb. Bei Fachkräften beträgt das Minus rund 21 Prozent, bei Angelernten über 23 Prozent und bei Ungelernten sogar 32 Prozent.

Für den IG Metall-Vorsitzenden Jörg Hofmann ist und bleibt deshalb die Tarifbindung die „Gerechtigkeitsfrage Nummer Eins“. Nur sie garantiert „gleichen Lohn für gleiche Arbeit“.

Der Automobilzulieferer Schulte im Sauerland und der Maschinenbauer Hekuma in Bayern sind zwei von 40 Beispielen, bei denen es der IG Metall in der Tarifrundenphase gelungen ist, die Tarifbindung für insgesamt 10 000 Beschäftigte herzustellen. Bundesweit hat die IG Metall in mehr als 200 Betrieben mit Aktionen die Tarifbindung zum Thema gemacht. In gut 100 Betrieben verhandelt die IG Metall derzeit über tarifvertragliche Lösungen. „Diesen Kurs wollen und werden wir auch nach Abschluss der Tarifbewegung 2016 beibehalten“, erklärt Jörg Hofmann.


Landkarte Aktivitäten zur Tarifbindung (PDF, 2312 KB)


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