Die Betriebsträte von thyssenkrupp Steel und die IG Metall wollten Klarheit für die Beschäftigten schaffen. Nachdem vergangenes Jahr die Fusion mit dem indischen Stahlhersteller Tata platzte, waren die in diesem Rahmen erstrittenen Vereinbarungen zur Beschäftigungssicherung obsolet geworden. Da der Vorstand von thyssenkrupp Steel nun eine Zukunftsstrategie zu erarbeiten hatte, mussten erstmal Übergangslösungen reichen: Die Beschäftigungssicherung konnte so erst nur bis Ende 2019, dann bis Ende März garantiert werden.
Doch seit gestern Nacht gibt es nun bis 2026 Sicherheit für die Beschäftigten. Die Betriebsräte von thyssenkrupp Steel und die IG Metall, konnten sich gestern mit der Geschäftsführung des Stahlkonzerns einigen. Ergebnis: Der Tarifvertrag Zukunftspakt Stahl 20-30 steht.
Der wichtigste Punkt des Zukunftspakets ist: Betriebsbedingte Kündigungen sind bis zum 31. März 2026 ausgeschlossen. Es wird allerdings ein Restrukturierungsprogramm mit einem Abbau von bis zu 3000 Stellen stattfinden. Aber sozialverträglich – das ist nun auch vertraglich garantiert.
Damit die thyssenkrupp Steel Europe AG wieder zukunftsfähig wird und sichere Beschäftigung auch gewährleisten kann, haben Betriebsrat und IG Metall auf ein großes Investitionspaket bestanden, das nun ebenfalls im Tarifvertrag verankert ist.
Konkret heißt das auch: Den Stahlstandort Bochum wird es weiterhin geben, wenn auch zukünftig an einem statt an zwei Standorten. Mit Investitionen für ein Kompetenzzentrum E-Mobilität inklusive Hochfest- und Dualphasenstähle wird hier eine Zukunftsperspektive geschaffen.
Der Verkauf des Grobblech-Bereichs steht allerdings weiter an. Betriebsrat und IG Metall konnten jedoch sicherstellen, dass der Verkaufsprozess für den Grobblech-Bereich in Duisburg-Hüttenheim nun transparent und unter Beteiligung des Betriebsrates und der IG Metall durchgeführt wird.
Abwehren konnten die Betriebsräte und die IG Metall den Angriff auf das tarifliche Zusatzentgelt, das die IG Metall letztes Jahr durchgesetzt hat und das der Arbeitgeber gerne gestrichen hätte.
Nicht nur einen Zukunfts-Tarifvertrag, sondern auch eine Corona-Vereinbarung konnten Betriebsrat und IG Metall mit dem thyssenkrupp Steel Vorstand erzielen. Zum Hintergrund: Da die Auswirkungen der Corona-Krise immer dramatischere Formen annehmen, hat die Geschäftsführung bereits flächendeckend Kurzarbeit angekündigt.
Um das Auskommen der Beschäftigten zu sichern konnten Betriebsrat und IG Metall eine Aufstockung des Kurzarbeitergeldes auf 80 Prozent erstreiten. Dabei wird für die Bemessung der Aufstockung von einer um eine Stunde höheren individuellen Arbeitszeit ausgegangen.
Bevor die Beschäftigten in Kurzarbeit müssen, werden die Möglichkeiten des Tarifabschlusses der Eisen- und Stahlindustrie von 2019 genutzt: Zur Reduzierung von Kurzarbeit wird für das Kalenderjahr 2020 das tarifliche Zusatzentgelt nicht ausgezahlt, sondern in einheitlich fünf freie Tage umgewandelt. Dadurch werden Kurzarbeitstage reduziert.