Nach einer Urabstimmung der Beschäftigten hat die IG Metall den Streik bei SRW metalfloat in Espenhain bei Leipzig nach 180 Tagen beendet.
Eigentlich hatte es letztes Jahr ja gut angefangen: Die Beschäftigten übergaben gemeinsam mit der IG Metall ihre Tarifforderungen. Sie wollten endlich mehr Geld. Für oft weniger als 2000 Euro brutto im Monat sortieren sie Metallschrott, sind dabei Metallstaub, Hitze und Kälte ausgesetzt.
Doch im August brach die Geschäftsleitung dann überraschend die Verhandlungen ab.
„Aus einer alltäglichen Tarifverhandlung mit einer recht bescheidenen Forderung hat der chinesische Gesellschafter einen Kulturkampf gemacht“, kritisiert Steffen Reißig, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Leipzig. „Wenn sich ein Arbeitgeber so unnachgiebig gegen Gewerkschaften, Mitbestimmung und Rechtssicherheit stellt, ist kein Weg für eine verantwortungsvolle, sozialpartnerschaftliche Lösung offen.“
Nach 180 Tagen Streik hatte die IG Metall am 6. Mai den Streik unterbrochen, um den Weg für eine gemeinsame Lösung des Tarifkonflikts zu ebnen. Die Antwort des Arbeitgebers darauf war die Aussperrung der Beschäftigten. So etwas hat es in Deutschland seit 40 Jahren nicht mehr gegeben. Per Pressemitteilung ließ der Arbeitgeber wissen, dass er weiter nur mit dem Betriebsrat verhandeln wolle, nicht mit der IG Metall.
„Das deutsche Arbeitsrecht sieht vor, dass Themen wie Lohn, Urlaub und Arbeitszeiten kollektiv mit einer Gewerkschaft verhandelt werden“, erklärt Michael Hecker, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Leipzig. „Das Bundesarbeitsgericht hat Tarifverhandlungen ohne das Recht zum Streik als kollektives Betteln bezeichnet, da dadurch nicht die Gewähr eines sachgerechten Ausgleichs der Arbeitgeber- und Arbeitnehmerinteressen bestünde. Der Betriebsrat ist nicht zuständig, Tarifverhandlungen zu führen und so etwas einzufordern ist unzulässig. Scholz Recycling und SRW metalfloat missachten unser deutsches Mitbestimmungsrecht.“
Am 20. Mai will SRW die Aussperrung nun beenden. Doch für das Unternehmen – dahinter steckt der milliardenschwere chinesische Chiho-Konzern mit mehr als 200 Standorten weltweit – könnte seine Sturheit zum Bumerang werden: Viele Beschäftigte suchen sich jetzt eine andere Arbeit. In der Region Leipzig herrscht längst Arbeitskräftemangel.
„Jetzt geht es aber darum, die wechselwilligen Beschäftigten zu unterstützen, in tarifgebundenen Unternehmen Arbeitsplätze zu finden“, erklärt Steffen Reißig. „Dafür werden wir alles tun.“