Kontraktlogistik-Firmen übernehmen über Werkverträge Vormontage und Teileversorgung für ihre Kundenunternehmen, häufig in der Autoindustrie. Also Arbeit, die zuvor von Stammbeschäftigten gemacht wurde. Die Kontraktlogistik-Beschäftigten erhalten jedoch deutlich schlechtere Löhne.
Doch das ändert sich nun nach und nach. Bei immer mehr Kontraktlogistikern setzen Beschäftigte und IG Metall Haustarifverträge durch.
Anfang Dezember haben Beschäftigte und IG Metall mit mehreren Warnstreiks einen Tarifvertrag beim Audi-Kontraktlogistiker Scherm in Ingolstadt erkämpft. Insgesamt steigen die Löhne um 4 Prozent. Zudem führt Scherm ein transparentes Eingruppierungssystem analog zur Metall- und Elektroindustrie ein. Damit hat die IG Metall den größten Kontraktlogistiker im Güterverteilzentrum (GVZ) von Audi in Ingolstadt in die Tarifbindung geholt, nachdem ihr das bereits bei Ideal, Peguform und anderen gelungen ist.
Drei Wochen zuvor schloss die IG Metall Bayern bereits einen Tarifvertrag mit dem Kontraktlogistiker Imperial im neuen BMW-Verteilzentrum nahe des BMW-Werks Dingolfing, mit deutlich höheren Entgelten und niedrigeren Arbeitszeiten. Ähnlich wie bereits beim Kontraktlogistiker Schnellecke in Dingolfing profitieren auch die Leiharbeiter bei Imperial vom Tarifvertrag.
Ende November haben Beschäftigte und IG Metall erstmals einen Haustarifvertrag bei Schnellecke in Wolfsburg durchgesetzt. Die Stundenlöhne steigen um 11,6 Prozent. Staplerfahrer verdienen nun 12,30 Euro in der Stunde. Zugleich wird die Arbeitszeit von 39 auf 37,5 Stunden in der Woche verkürzt. Ab 2018 gilt dann die 35-Stunden-Woche bei Schnellecke, dem „Haus-und-Hof“-Logistiker bei Volkswagen. Und die Entgelte steigen weiter. Staplerfahrer erhalten dann 14 Euro in der Stunde.
Einige Wochen zuvor haben Beschäftigte und IG Metall erstmals einen Tarifvertrag bei Schenker in Hannover und Salzgitter mit ähnlichen Bedingungen durchgesetzt. Die insgesamt 720 Schenker-Beschäftigten arbeiten für Volkswagen, montieren Teile vor und liefern an die VW-Montagebänder.
Innerhalb eines Jahres ist es damit Beschäftigten und IG Metall gelungen, für den Großteil der VW-Kontraktlogistiker ähnliche Tarifverträge durchzusetzen – unter anderem bei CEVA, Hansmann und Rudolph.
Die zahlreichen Haustarif-Konflikte haben die Arbeitgeber an den Verhandlungstisch gezwungen. Die Metallarbeitgeber und Spediteure wünschen sich Ruhe – und reden daher mit der IG Metall über bundesweite Flächentarife in der Kontraktlogistik. Die IG Metall hat dazu eine bundesweite Tarifkommission gebildet, mit Vertretern von Kontraktlogistikern und aus ihren Kundenbetrieben. Am 1. Dezember wurde nun erstmals verhandelt. Am 19. Dezember geht es weiter.
Der IG Metall-Tarifkommission ist vor allem auch wichtig, dass wie in Dingolfing auch die Leiharbeiterinnen und Leiharbeiter bei den Kontraktlogistikern in den neuen Tarif eingebunden sind. Denn viele Kontraktlogistiker versuchen, sich die neuen Haustarife zu sparen – indem verstärkt auf Leiharbeiterinnen und Leiharbeiter setzen. Aktuell tut sich hierbei der Kontraktlogistiker Rhenus hervor, mit bis zu 80 Prozent Leiharbeitern. Die IG Metall will daher harte Regeln zur Leiharbeit durchsetzen.
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