Die Tarifkommissionen für die nordwestdeutsche und die ostdeutsche Eisen- und Stahlindustrie fordern ein Volumen von 4 Prozent, um die Einkommen zu stärken und um Maßnahmen zur Beschäftigungssicherung zu finanzieren. Außerdem wollen die Mitglieder der Tarifkommissionen die Übernahme für Auszubildende sichern – und auch die dual Studierenden endlich in die Tarifverträge einbeziehen.
Die Stahlhersteller haben bedingt durch die Corona-Krise im ersten Halbjahr 2020 deutliche Einbußen verspürt. Die stark angestiegene Nachfrage nach Stahl Ende 2020 hat aber zu einem deutlichen Aufschwung bei Preisen, Produktion, Auslastung und Ergebnissen geführt. Dadurch hat sich der Flachstahlbereich erholt. Im Röhrenbereich sieht es aber immer noch schwierig aus.
„Angesichts dieser höchst unterschiedlichen Lage geht es uns darum, Beschäftigung zu sichern und die Entgelte zu stabilisieren“, erklärt Knut Giesler, Bezirksleiter der IG Metall NRW und Verhandlungsführer für die nordwestdeutsche Stahlindustrie. „Mit einer Forderung über ein Volumen von moderaten vier Prozent reagieren wir auf die Lage der Unternehmen, zumal das Geld in Krisenbetrieben gezielt für die Beschäftigungssicherung eingesetzt werden.“
Das Geld ist auch volkswirtschaftlich wichtig, um aus der Krise zu kommen. Durch die Corona-Pandemie ist vor allem der private Verbrauch stark eingebrochen. Die Sicherung der Einkommen ist daher geboten, da sie dazu beiträgt, die Binnennachfrage zu stabilisieren und die Krisenfolgen einzudämmen.
Genau das sagen und bestätigen auch die Prognosen der Wirtschaftsforscher*innen. Sie rechnen 2021 mit 4 bis 5 Prozent Wachstum, wobei die Hälfte davon vom privaten Konsum kommen soll.
Priorität haben jedoch Instrumente zur Sicherung der Arbeitsplätze. Das wurde bei der Diskussion in den Tarifkommissionen klar. Die IG Metall fordert deshalb auch die Verlängerung des Tarifvertrags zur Altersteilzeit und des Tarifvertrags zur Beschäftigungssicherung.
„Gerade in unsicheren Zeiten ist die Beschäftigungssicherung ein wichtiger tarifpolitischer Baustein, um die Interessen der Beschäftigten zu wahren“, betont Birgit Dietze, Bezirksleiterin der IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen und Verhandlungsführerin für die ostdeutsche Stahlindustrie.
Mit Blick auf die Zukunft verweist Dietze auch auf die Notwendigkeit der betrieblichen Ausbildung. „Junge Menschen auszubilden und in ein festes Beschäftigungsverhältnis zu übernehmen, diese Bereitschaft wird darüber entscheiden, den Strukturwandel auch in der Stahlindustrie zu bewältigen.“ Während es bei den Auszubildenden um die Sicherung der Übernahme ginge, gehe es bei den dual Studierenden darum, dass die tariflichen Regelungen endlich auch für sie gelten müssten.
Die Tarifverträge in der nordwestdeutschen Eisen- und Stahlindustrie betreffen rund 70 000 Beschäftigte, die in der ostdeutschen Eisen- und Stahlindustrie rund 8000 Beschäftigte. Die Friedenspflicht endet dort am 28. Februar. Die erste Verhandlung ist für den 1. März angesetzt.
In der saarländischen Eisen- und Stahlindustrie beginnen die Verhandlungen später. Dort laufen die Tarifverträge noch bis Ende Mai.