12. Februar 2025
Kfz-Tarifrunde 2025
Kfz-Tarifkommissionen fordern 6,5 Prozent mehr Geld
6,5 Prozent mehr Geld, 170 Euro mehr für Auszubildende und eine Entlastungskomponente: Diese Forderungen empfehlen die Tarifkommissionen der IG Metall im Kfz-Handwerk für die Mitte März startenden Tarifverhandlungen. Dazu hat die IG Metall über 12 000 Beschäftigte in den Betrieben befragt.

Mitte März starten die Tarifverhandlungen im Kfz-Handwerk. Die gewählten Tarifkommissionen der IG Metall im Kfz-Handwerk empfehlen eine Forderung von 6,5 Prozent mehr Geld für 12 Monate. Zudem soll es eine Erhöhung der Ausbildungsvergütung um 170 Euro mehr im Monat geben, sowie eine Entlastungskomponente für die Beschäftigten.

Diese Forderungsempfehlungen haben die regionalen Kfz-Tarifkommissionen in den vergangenen Tagen beschlossen. Am 18. Februar verabschiedet der Vorstand der IG Metall dann die endgültige Tarifforderung für die Kfz-Tarifrunde.


 

IG Metall befragte über 12 000 Beschäftigte in den Kfz-Betrieben

Im Vorfeld des Beschlusses der Tarifkommissionen hat die IG Metall die ­Beschäftigten in den Kfz-Betrieben befragt. Eine Mehrheit von 60 Prozent hält eine Forderung von 4 bis 8 Prozent mehr Geld für gerechtfertigt.

70 Prozent der Beschäftigten schätzen die Lage in ihren Betrieben als gut oder sehr gut ein. Der Gebrauchtwagenhandel brummt und erzielt gute Renditen. Der Neuwagenverkauf jedoch stottert, was wiederum gut für das Servicegeschäft in den Werkstätten ist, da das Durchschnittsalter der Fahrzeuge und damit der Reparaturbedarf steigt.


Stimmen aus den Kfz-Tarifkommissionen
  • Anna-Lena Lang, Kfz-Mechatronikerin, Spindler Würzburg

    „Das höchste Gut in einem Betrieb ist der zufriedene Mitarbeiter. Ein gesundes Unternehmen kann nur auf Dauer überleben, wenn die Mitarbeiter gerne dort arbeiten. Dies erreicht man, indem man faire Arbeitsbedingungen, gerechte Entgelte und mehr Zeit für die Mitarbeiter und ihre Familien schafft. Indem man die Auszubildenden nicht als „billige Arbeitskraft“ ansieht, sondern als Investition in die Zukunft der Werkstätten.“

  • Niko Granic, Automobilmechaniker, Kestenholz Automobil Koblenz

    „In der Tarifrunde verhandeln Vertreter der Arbeitnehmer und Arbeitgeber für alle IG Metall-Mitglieder. Der Vorteil: Beschäftigte müssen nicht einzeln mit dem Arbeitgeber verhandeln. Wir Arbeitnehemervertreter haben uns bei der Belegschaft informiert, was für sie wichtig ist: Wegen der Preissteigerungen müssen die Löhne angehoben werden. Der Beruf muss attraktiv bleiben, im Hinblick auf den Fachkräftemangel, da sonst viele in besser bezahlte Berufszweige wechseln, etwa in die Industrie.“

  • Christian Panzner, Diagnosetechniker, Diekmann Automobile Bremerhafen

    „Ich bin Mitglied der Tarifkommission, weil ich hier die Chance habe, mich für meine Kolleginnen und Kollegen, für faire und gute Arbeitsbedingungen einzusetzen. Tarifverträge sind wichtig. Zum einen regeln sie grundsätzliche Arbeitsbedingungen, wie z.B. Arbeitszeiten, legen aber auch die Entlohnung der Arbeitnehmer fest. Gleiche Arbeit, gleicher Lohn ist in der heutigen Zeit leider immer noch nicht selbstverständlich.“

  • Robert Ivanovic, Kfz-Spengler, Mercedes Benz Niederlassung München

    „Aktuell haben wir hohe Inflationsraten, volle Auftragsbücher und Fachkräftemangel. Wichtig wäre nun eine tabellenwirksame Entgelterhöhung, Wahlmöglichkeit zwischen Zeit und Geld und eine überproportionale Erhöhung der Ausbildungsvergütungen. Eine erfolgreiche Transformation kann nur mit motivierten, gut ausgebildeten Fachkräften gelingen - und die haben ihren Preis.“


Belastung steigt, Fachkräfte gehen, Auszubildende fehlen

Die Auftragsbücher sind voll. Beschäftigte berichten von zunehmender Arbeitsbelastung, hohen Krankenstände und mangelnder Wertschätzung.

54 Prozent der Befragten sagen, dass deshalb vermehrt Beschäftigte den Betrieb verlassen. Anderswo gibt es mehr Geld bei weniger Belastungen.

„Wir dürfen beim Entgelt nicht den Anschluss an andere Branchen verlieren – zumal bei uns ein hohes fachliches Know-how und eine hohe Flexibilität gefordert sind“, warnt Thomas Jagmann, Betriebsrats­vorsitzender des Audi-Zentrums Leipzig und ­Mitglied der Kfz-Tarifkommission NordOst. „Aktuell verliert unsere Branche Fachkräfte an Betriebe, die keine Schichtarbeit oder Samstagsdienste verlangen und geringere körperliche und psychische Anforderungen stellen. Zudem wird es immer schwieriger, Auszubildende zu gewinnen – bei gerade einmal 960 Euro Ausbildungsvergütung im ersten Ausbildungsjahr.“

70 Prozent der Befragten befürworten daher eine überproportionale Erhöhung der Ausbildungsvergütungen.


„Solidarisch und laut auftreten“

Klar ist jedoch auch: Die Verhandlungen werden nur mit der aktiven Beteiligung der Beschäftigten zum Erfolg, betont Nadine Boguslawski, die im IG Metall-Vorstand für das Handwerk verantwortlich ist. „Eure Teilnahme an Aktionen ist entscheidend. Lasst uns in den kommenden Wochen mehr Mitstreiterinnen und Mitstreiter für die IG Metall gewinnen und gemeinsam solidarisch, laut und entschlossen auftreten.“


Neu auf igmetall.de

Link zum Artikel