Mehr Geld für die Beschäftigten in den Autohäusern und Kfz-Werkstätten: 500 Euro Corona-Beihilfe netto im August, dauerhaft 2,2 Prozent ab Februar 2022 – tabellenwirksam. Und ein Extraplus für Auszubildende von mindestens 60 Euro mehr im Monat. Die Laufzeit: bis 31. März 2023.
Dieses Tarifergebnis hat die IG Metall Mitte Juni für das Kfz-Handwerk in Bayern durchgesetzt. In den meisten Bundesländern haben IG Metall und Kfz-Arbeitgeber den Tarifabschluss mittlerweile übernommen – jetzt auch in Hamburg. Nach 14 Stunden Verhandlung einigten sich IG Metall und Kfz-Arbeitgeber auf die Übernahme des Tarifergebnisses – und vereinbarten erstmals einen Tarifvertrag zum Wandel von Geld in Zeit mit bis zu vier zusätzlichen freien Tagen im Jahr.
Nun stehen noch Verhandlungen in der Pfalz aus.
Im Kfz-Handwerk Rheinland-Rheinhessen gelten andere Laufzeiten. Dort verhandelt die IG Metall erst nächstes Jahr.
Bundesweit haben fast 20 000 Kfz-Beschäftigte in über 400 Betrieben mit Warnstreiks und Aktionen Druck für den Tarifabschluss gemacht.
„Wichtig für unsere Mitglieder ist, dass wir eine tabellenwirksame Tariferhöhung erreicht haben“, betont Ralf Kutzner, der als geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall für das Kfz-Handwerk verantwortlich ist. „Nach einmalig 500 Euro netto im August steigen die Monatsentgelte bereits nach sechs Monaten um 2,2 Prozent – dauerhaft. Für die Auszubildenden gibt es noch einmal ein Extraplus. Das war nur durch den Druck unserer IG Metall-Mitglieder in den Autohäusern und Werkstätten möglich.“
Beim Extraplus für Auszubildende weichen die Verhandlungsergebnisse in Detail etwas ab:
In Bayern erhalten Azubis ab August 30 Euro im Monat, weitere 30 Euro mehr ab Februar 2022.
Baden-Württemberg, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein: Die Auszubildenden erhalten im August 2021 eine Corona-Beihilfe von einmalig 220 Euro. Ab Februar 2022 steigen dann ihre monatlichen Ausbildungsvergütungen dauerhaft um 60 Euro.
Berlin, Brandenburg und Sachsen: Auszubildende erhalten im August 2021 die 220 Euro Coronabeihilfe und zugleich dauerhaft 30 Euro mehr im Monat – und dann weitere 30 Euro ab August 2022.
Hessen, Thüringen: Die Coronabeihilfe für Auszubildende beträgt in Thüringen 220 Euro und in Hessen 400 Euro. In Thüringen steigen die Ausbildungsvergütungen ab August 2021 und ab Februar 2022 um jeweils 30 Euro. In Hessen gibt es ab Februar 2022 in allen Ausbildungsjahren jeweils 50 Euro mehr.
Im Saarland steigen die Ausbildungsvergütungen für alle Ausbildungsjahre im August 2021 um 30 Euro und im Februar 2022 dauerhaft um 44 Euro.
Je nach Tarifgebiet und Ausbildungsjahr entsprechen die 60 Euro mehr einer Erhöhung der monatlichen Ausbildungsvergütung um 6 bis 8 Prozent.
Neben mehr Geld haben die gewählten Tarifkommissionen der IG Metall im Kfz-Handwerk der einzelnen Bundesländer weitere regionale Forderungen gestellt. In den östlichen Bundesländern etwa erreichte die IG Metall in den Tarifverhandlungen weitere Schritte zur Angleichung der Löhne und Arbeitszeiten an den Westen.
In Brandenburg hat IG Metall die stufenweise Anpassung der Einkommen in Brandenburg an die Einkommen in Berlin weiter vorangebracht. Brandenburger erhalten zusätzlich ein Prozent mehr Erhöhung – also plus 3,8 Prozent. Damit wird der Abstand zwischen den beiden Ländern für Gesellen von 182 Euro um 35 Prozent auf 118 Euro im Monat verringert.
Und in Mecklenburg-Vorpommern haben Beschäftigte und IG Metall mit den ganztägigen Warnstreiks weitere Schritte zur Angleichung an den Westen erkämpft: die Verkürzung der Arbeitszeit von 37,5 auf 37 Stunden in der Woche, und damit fast auf West-Niveau (36 bis 36.5 Stunden).
„Unser ganztägiger Warnstreik war ein wesentlicher Punkt, um die Arbeitszeitverkürzung durchzusetzen“, erklärt Dirk Runow, Betriebsratsvorsitzender bei Sternauto in Rostock und Mitglied der Verhandlungskommission der IG Metall in Mecklenburg-Vorpommern. „Damit haben wir erneut in Mecklenburg-Vorpommern einen der höchsten Tarifabschlüsse im Kfz-Handwerk hingelegt.“
Ursprünglich wollten die Kfz-Arbeitgeber gar nichts geben – und eine Nullrunde ohne Lohnerhöhung durchsetzen.
In Baden-Württemberg hatten die Kfz-Arbeitgebern Teile des Manteltarifvertrags gekündigt und selbst Forderungen gestellt – etwa den Samstag als zusätzlichen Regelarbeitstag. Samstags sollten also Vati und Mutti wieder der Firma gehören, ohne Zuschläge. Bei der Verhandlung in Leinfeld-Echterdingen nahmen die Arbeitgeber ihre Forderungen zurück.
„Die Beschäftigten im Kfz-Gewerbe haben das Blatt gewendet“, erklärt Ivan Curkovic, Verhandlungsführer der IG Metall Baden-Württemberg. „Die von den Arbeitgebern geforderten Verschlechterungen sind komplett vom Tisch.“
Der Manteltarifvertrag in Baden-Württemberg ist unverändert wieder in Kraft.
„Arbeitgeber, die denken, sie können Belastungen einseitig auf die Beschäftigten abwälzen, bekommen die richtige Antwort von uns“, bekräftigt Roman Zitzelsberger, Bezirksleiter der IG Metall Baden-Württemberg: „Wer eine unserer Branchen angreift, greift die gesamte IG Metall an.“