Die IG Metall fordert für die rund 430 000 Beschäftigte der Kfz-Branche 4 Prozent mehr Geld. Für die Auszubildenden sollen die Vergütungen überproportional steigen. Jedes Jahr beginnen mehr als 24 000 junge Menschen ihre Ausbildung im Kfz-Handwerk. Von einer deutlichen Steigerung der Ausbildungsvergütung, die in den drei Lehrjahren greift, würden über 75 000 junge Beschäftigte profitieren.
Warum mehr Geld für Auszubildende so wichtig ist, erklären Dario, Lucas und Julian, die in einem Autohaus ihre Ausbildung als Kfz-Mechatroniker gemacht haben. Es geht dabei nicht nur um mehr Knete, sondern auch um die Anerkennung ihrer Leistung.
Die Arbeit, die wir in der gleichen Zeit schaffen müssen, ist deutlich mehr geworden. Die Belastungen gerade in der Corona-Zeit sind gewachsen. Beispiel: Beim Reifenwechsel konnten wir vor Corona zu zweit an der Hebebühne arbeiten. Beim Heben, Halten und Schrauben war das sehr hilfreich. Jetzt dürfen wir wegen der Abstandsregeln nur noch allein an der Hebebühne arbeiten. Die direkte Belastung für den einzelnen Mechaniker sind dadurch größer geworden, auch wenn wir eine gewisse Unterstützung durch technische Hebehilfen haben. Wir unterstützen deshalb die Forderung nach einer überproportionalen Steigerung der Ausbildungsvergütung. Es geht darum, einen Anreiz zu schaffen, um Auszubildende im Betrieb zu halten. Dafür setze ich mich auch in der Konzernjugendvertretung bei Volkswagen Group Retail Deutschland ein, wo ich Vorsitzender bin. Ich will etwas für meine jungen Kolleginnen und Kollegen erreichen. Deshalb planen wir auch entsprechende Aktionen während der Tarifrunde, um das den Arbeitgebern klar zu machen.
Wir sind 100 Auszubildende an acht Standorten. 70 davon sind im technischen Bereich tätig, 30 machen eine kaufmännische Ausbildung. Wir haben eine gute Auslastung mit vielen Aufträgen. Der Hof ist voll mit Fahrzeugen. Ich finde eine überproportionale Steigerung der Ausbildungsvergütung im Handwerk sehr wichtig. Wir müssen die Lücke zur Industrie schließen. Dort verdienen Auszubildende für dieselbe Tätigkeit locker ein paar hundert Euro mehr. Wir wollen den Handwerksberuf auf dasselbe Level heben. Ich finde das wichtig, weil sonst gute Leute aus dem Handwerk in Industriebetriebe abwandern. Ich mache mich außerdem stark für ein Rückkehrrecht, wenn frisch Ausgebildete eine Weiterbildung machen, zum Beispiel zum Meister. Bisher ist es so, dass Beschäftigte kündigen müssen, wenn sie ihren Meister machen wollen. Oft bangen sie, ob sie danach weiterbeschäftigt werden. Das ist ein Unding, auch aus Sicht der Unternehmen. Perspektivisch wollen wir in unseren Bezirk das Rückkehrrecht nach der Weiterbildung in einem Tarifvertrag regeln.
Wenn wir die Fachkräfte für morgen gewinnen und halten wollen, müssen wir sie auch entsprechend vergüten. Es kann nicht sein, dass wir im gleichen Ausbildungsgang noch immer 200 Euro pro Monat weniger als in der Industrie verdienen. Das Leben ist teurer geworden, auch für Auszubildende. Deshalb brauchen wir eine überproportionale Erhöhung der Entgelte in der Ausbildung. Dafür mache ich mich der Jugend- und Auszubildendenvertretung bei uns stark. In der heißen Phase der Tarifrunde werden wir mit Aktionen dabei sein, an denen sich viele Jugendliche im Betrieb beteiligen werden, weil sie voll hinter der Forderung stehen.
Mit 75 000 jungen Menschen, die in der Branche einen Beruf erlernen, ist das Kfz-Handwerk ein großer Player bei der betrieblichen Ausbildung. Es gibt kaunm eine Branche, die so vielen jungen Menschen eine qualifizierte Ausbildung bietet, die zudem viele Weiterbildungsmöglichkeiten und Aufstiegschancen eröffnet. Im Kfz-Handwerk kann man folgende Berufe erlernen:
Kfz-Mechatroniker (m/w/d) mit folgenden Ausbildungsschwerpunkten
– Schwerpunkt Personenkraftwagentechnik
– Schwerpunkt Nutzfahrzeugtechnik
– Schwerpunkt Motorradtechnik
– Schwerpunkt System- und Hochvolttechnik
– Schwerpunkt Karosserietechnik,
Automobilkaufmann/frau
Ralf Kutzner, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall, kommt auch aus der Branche. Er hat vor 46 Jahren selbst dort seine Ausbildung begonnen, die damals noch Kfz-Mechaniker hieß. Er kennt die betriebliche Praxis aus dem Effeff. „Wenn die Kfz Betriebe ihre Zukunft im Rahmen der Digitalisierung und Elektromobilität sichern wollen, geht es nur über eine qualifizierte attraktive Ausbildung“, ist er überzeugt. Um dafür jungen Menschen zu gewinnen, muss die Ausbildungsvergütung in allen Ausbildungsjahren dafür überproportional angehoben werden.