Die Arbeitgeber mauern weiter bei den Tarifverhandlungen für die Holz und Kunststoff verarbeitende Industrie. Bei der zweiten Verhandlungsrunde für Westfalen-Lippe in Herford am Freitag beklagten sie die wirtschaftlichen Probleme und äußerten erneut ihr Unverständnis zu den Forderungen der IG Metall. Und auch bei der Tarifverhandlung für Bayern am Dienstag in Reichertshofen gab es keinerlei Annäherung.
Die IG Metall fordert 4,5 Prozent mehr Geld. Die Arbeitgeber bieten: sechs Monate gar keine Lohnerhöhung, dann 1,2 Prozent ab März 2022, dann weitere 1,3 Prozent im März 2023.
Besonders die Forderung der IG Metall nach Aufstockung des tariflichen Demografiefonds von derzeit 300 auf 750 Euro je Beschäftigten im Jahr lehnen die Arbeitgeber ab. Sie verweisen auf den Fachkräftemangel in ihren Betrieben. Sie wollen keine Fachkräfte früher rauslassen und lehnen daher die Altersteilzeit ab.
Tatsächlich leiden viele Betriebe der Holz- und Kunststoffindustre unter Fachkräfte- und Nachwuchsmangel, was auch an den im Vergleich zur Metall- und Elektroindustrie schlechteren Entgelten und Arbeitsbedingungen liegt.
Folglich ist der Altersdurchschnitt in vielen Betrieben relativ hoch. Viele Beschäftigte aus geburtenstarken Jahrgängen stehen kurz vor der Rente. 75 Prozent der Beschäftigten sagten in einer IG Metall-Umfrage, dass sie ihre Arbeit nicht bis zur Rente durchhalten.
„Diese Probleme sind von den Betrieben hausgemacht“, erklärt Michael Pfeiffer, Verhandlungsführer der IG Metall Bayern. „Wir wollen die Branche interessanter für Fachkräfte machen. Dazu gehören neben guten Löhnen und Ausbildungsvergütungen auch attraktive Möglichkeiten zur Altersteilzeit sowie ein besserer Gesundheitsschutz.“
Daher haben die Tarifkommissionen der IG Metall, größtenteils gewählte Vertreter*innen aus den Betrieben die Forderung nach Aufstockung des Demografiefonds aufgestellt. Aus dem Demografiefonds werden neben der Altersteilzeit auch weitere Maßnahmen zum Gesundheitsschutz finanziert.
Die IG Metall plant nun eine Ausweitung ihrer Aktionen in den Betrieben.
Bislang haben sich bundesweit seit Beginn der Holz- und Kunststoff-Tarifverhandlungen Mitte September mehr als 16 000 Beschäftigte an Aktionen der IG Metall beteiligt.
In Baden-Württemberg, wo die Friedenspflicht bereits ausgelaufen ist, sind bereits Mitte September die Warnstreiks gestartet. 5125 Beschäftigte waren dabei.
In den meisten anderen Tarifgebieten – auch in Westfalen-Lippe – läuft die Friedenspflicht erst am am 13. Oktober aus. Ab dem 14. Oktober sind dann bundesweit Warnstreiks möglich.