Die zweite Runde der Tarifverhandlungen in der Holz und Kunststoff verarbeitenden Industrie ist gestartet. Am Mittwoch verhandelten IG Metall und Arbeitgeber im Tarifgebiet Thüringen. Zuvor wurde bereits in den Tarifgebieten Bayern, Niedersachsen und Bremen sowie Westfalen-Lippe verhandelt. Die Verhandlungen mit den Arbeitgebern brachten bislang keine Annäherung.
In Westfalen-Lippe teilten die Arbeitgeber mit, dass sie kein Angebot unterbreiten werden und auch in Bayern sah sich die Arbeitgeberseite nicht in der Lage, ein Angebot zu machen. In Niedersachsen und Bremen hingegen wurde zwar ein Angebot vorgelegt, dies wies die IG Metall jedoch als unzureichend zurück.
Die IG Metall fordert in der Holztarifrunde 2023/2024 eine Erhöhung der Löhne, Gehälter und Ausbildungsvergütungen um 8,5 Prozent für eine Laufzeit von 12 Monaten. Außerdem eine soziale Komponente, zum Beispiel in Form einer Inflationsausgleichsprämie.
Für das Jahr 2024 soll es in den Betrieben in Niedersachsen und Bremen nach Ansicht der Arbeitgeber eine Inflationsausgleichsprämie (IAP) in Höhe von insgesamt 700 Euro netto geben. Ab dem 01.01.2025 sollen dann die Löhne und Gehälter in der Tabelle um 2,5 Prozent steigen. Das Angebot hat eine Laufzeit von insgesamt 25 Monaten, bis zum 31.12.2025. Die IG Metall Tarifkommission wies das Angebot der Arbeitgeberseite jedoch deutlich zurück: Die Erhöhung ist viel zu gering und kommt deutlich zu spät. Wichtige mitgliederwirksame Forderungskomponenten sind nicht erfüllt.
Zudem ist die Laufzeit von 25 Monaten unter den aktuell schwer einzuschätzenden Rahmenbedingungen zu lang. Letztlich sollen auch bereits betrieblich gezahlte Inflationsausgleichsprämien zu 100 Prozent mit der tariflich angebotenen Prämie verrechnet werden, was die IG Metall ablehnt.
„Die Arbeitgeberseite hat sich in ihrer Argumentation ganz schön verbohrt. Wer bei der Entgeltentwicklung mauert, muss sich nicht wundern, wenn über 60 Prozent der Beschäftigten in unserer Umfrage im Herbst angaben, sich nicht wertschätzend im Betrieb behandelt zu fühlen. Die Kolleginnen und Kollegen haben in den vergangenen 24 Monaten spürbare Kaufkraftverluste erlitten und die Inflation hat uns bei diesem Punkt ins Jahr 2016 zurückversetzt. Da müssen die Arbeitgeber deutlich mehr drauflegen, wenn wir am 22. Januar zur dritten Runde zusammentreffen“, so Markus Wente, IG Metall-Verhandlungsführer.
Der letzte Tarifabschluss war im Herbst 2021 vereinbart worden, bevor die Inflation explodiert ist.
Höhere Entgelte würden auch den Arbeitgebern in der Holz- und Kunststoffindustrie helfen: Beschäftigte verlassen die Branche. Nur mit attraktiven Arbeitsbedingungen können Betriebe genügend Arbeitskräfte gewinnen und halten.
Das zeigte auch eine Blitz-Aktion der IG Metall in 30 Betrieben in Ostwestfalen-Lippe, wo besonders Möbel- und Küchenhersteller angesiedelt sind. Dort kamen Teams der IG Metall direkt zu den Beschäftigten am Arbeitsplatz, um zuzuhören und zu beraten. Das Fazit aus tausenden Gesprächen: Das Geld reicht nicht. Viele Betriebe sind nicht einmal im Tarif. Die Eigenkündigungen nehmen zu. Auszubildende bleiben aus. Das muss besser werden.
In der Holz und Kunststoff verarbeitenden Industrie (HVI) arbeiten bundesweit 220.000 Beschäftigte. Die Planungen für Aktionen laufen. Am 13. Januar 2024, 0 Uhr, endet die Friedenspflicht. Ab dann sind Warnstreiks möglich.