Im Januar hatten IG Metall und die anderen DGB-Gewerkschaften für die Leihbeschäftigten ein Tarifergebnis ausgehandelt, das mehr Geld in drei Stufen sichert: 1,9 Prozent mehr Geld ab April 2020, weitere 3 Prozent mehr ab April 2021 und 4,1 Prozent ab April 2022.
Die Entgelte der Leihbeschäftigten im Osten steigen noch stärker und werden an den Westen angeglichen: Nach den 3 Prozent (2,31 in Entgeltgruppe 1) ab April 2020 kommt jetzt ab Oktober ein weiteres Plus von 2,2 Prozent dazu. Ab April 2021 ist die Angleichung erreicht: Dann erhalten Leihbeschäftigte im Osten genauso viel Geld wie ihre Kolleginnen und Kollegen im Westen – mindestens 10,45 Euro, ab April 2022 dann 10,88 Euro in der Stunde.
Auch die Jahressonderzahlungen – Urlaubs- und Weihnachtsgeld – steigen. Im Jahr 2021 gibt es jeweils 150 Euro (nach sechs Monaten Beschäftigungsdauer) bis 225 Euro (nach drei Jahren). In zwei Stufen steigen die Jahressonderzahlungen bis 2023 auf jeweils 200 bis 400 Euro. Neu ist auch, dass die Jahressonderzahlung tarifdynamisch und mit den zukünftigen Tariferhöhungen angehoben wird.
Zu den Jahressonderzahlungen ab 2021 erhalten Leihbeschäftigte, die Gewerkschaftsmitglied sind, zusätzlich noch einen Bonus von 100 bis 300 Euro im Jahr. Der Mitgliederbonus steigt bis 2023 auf 200 bis 700 Euro im Jahr.
Wer noch nicht Mitglied ist, sollte bis spätestens November 2020 der IG Metall beitreten, um sich das Extraplus zum Weihnachtsgeld 2021 zu sichern!
Außerdem erhalten Leihbeschäftigte mehr Urlaub: 25 Tage im ersten Beschäftigungsjahr bei ihrer Leihfirma (bisher waren es nur 24 Tage), 27 Tage im zweiten und dritten Beschäftigungsjahr und 30 Tage ab dem vierten Jahr (bisher erst ab dem fünften Jahr).
Eine weitere Verbesserung ist den Gewerkschaften der DGB-Tarifgemeinschaft bei den Entgeltgruppen gelungen. Ab Juli 2020 wird die Entgeltgruppe 2 in eine Entgeltgruppe 2a und eine Entgeltgruppe 2b aufgeteilt. Darüber wurden die Entgeltgruppen 3 und 4 entzerrt und die EG 4 wurde zu einer echten Eckentgeltgruppe aufgewertet. Zukünftig wird eine richtige Eingruppierung der Leihbeschäftigten einfacher sein und sich damit besser durchzusetzen lassen, erklärt IG Metall-Verhandlungsführer Juan-Carlos Rio Antas. „Eine unauffällige, aber sehr hilfreiche Verbesserung für die Leihbeschäftigten.“
Daneben erreichten die DGB-Gewerkschaften Verbesserungen beim Arbeitszeitkonto. Im iGZ-Tarifvertrag wurde ein verbessertes Recht der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer auf Auszahlung von Stundenguthaben durchgesetzt und die rechtswidrige Regelung, die dem Unternehmen erlaubte, über zwei Tage zu verfügen, endlich gestrichen. Ein wichtiger Erfolg ist auch: jetzt ist im Tarifvertrag unmissverständlich geregelt, dass die Überbrückung verleihfreier Zeiten durch Nutzung des Arbeitszeitkontos nur mit Zustimmung des Leihbeschäftigten möglich ist.
„Wir haben ein sehr gutes Tarifergebnis erzielt, angesichts der wirtschaftlichen Lage: In den letzten Monaten sind bundesweit über 200 000 Leiharbeiterinnen und Leiharbeiter abgemeldet worden“, erklärt Ronja Steil, Betriebsrätin bei Adecco Südost und Mitglied der Tarifkommission Leiharbeit. „Besonders freut mich, dass wir das Urlaubs- und Weihnachtsgeld endlich deutlich erhöhen konnten. Vor allem ist hoch zu bewerten, dass wir einen Bonus für Gewerkschaftsmitglieder durchgesetzt haben. Schließlich sind es die Mitglieder, durch deren Druck wir Tarifabschlüsse erreichen.“
Auch Doris Krause-Rattmann, Betriebsratsvorsitzende bei Adecco Nord und Mitglied der Tarifkommission, hebt die Bedeutung des Mitgliederbonus hervor. „Bislang haben wir zu wenige Gewerkschaftsmitglieder, um zu Warnstreiks aufrufen und dadurch noch bessere Tarifabschlüsse durchsetzen zu können. Ich hoffe, dass sich das durch den Mitgliederbonus in Zukunft ändert“, erklärt Krause-Rattmann. „Außerdem finde ich es ein gutes Signal, dass Leihbeschäftigte künftig früher die vollen 30 Tage Urlaub im Jahr erreichen.