Die Tarifbewegung in der Leiharbeit 2019/2020 geht in die entscheidende Phase. Morgen verhandelt die Tarifgemeinschaft der DGB-Gewerkschaften zum vierten Mal seit September mit den Leiharbeitgeberverbänden iGZ und BAP.
Die DGB-Gewerkschaften, allen voran die IG Metall, fordern eine Erhöhung der Tarifentgelte um 8,5 Prozent sowie eine Erhöhung der Jahressonderzahlung – Urlaubs- und Weihnachtsgeld – von derzeit maximal 300 Euro auf ein volles 13. Monatsgehalt. Gewerkschaftsmitglieder sollen dabei einen Bonus erhalten.
Außerdem will die DGB-Tarifgemeinschaft auch Verbesserungen beim Urlaub durchsetzen: Derzeit haben Leihbeschäftigte im ersten Beschäftigungsjahr bei ihrer Leihfirma nur 24 Tage Urlaub. Künftig sollen es mindestens 28 Tage im Jahr sein. Zudem sollen sie schon nach zwei Jahren den vollen Jahresurlaub von 30 Tagen erreichen – und nicht wie bisher erst nach fünf Jahren.
Bislang sind die Arbeitgeber den DGB-Gewerkschaften nur in Mini-Schritten entgegengekommen. Beim Entgelt boten sie bei der dritten Verhandlung im November gerade mal ein Prozent Anhebung im Jahresschnitt – und das bei einer Laufzeit von vier Jahren. Völlig inakzeptabel aus Sicht der IG Metall und der anderen DGB-Gewerkschaften.
„Unsere Forderung nach 8,5 Prozent mehr klingt viel, aber man muss beachten wo wir herkommen – von unter 10 Euro in der Stunde in der Entgeltgruppe 1.“, bekräftigt Werner Schäble, Betriebsrat bei Randstad und Vertreter der IG Metall in der Tarifkommission für die Leiharbeit. „Wir wollen einen Verdienst, von dem man leben kann und zwar auch später in der Rente. Du brauchst einen Tarifvertrag, der vernünftige Arbeitsbedingungen bietet – damit die Beschäftigten nicht später auf Almosen angewiesen sind. Die Kolleginnen und Kollegen haben es verdient.“
Zudem ist ein Großteil der Leihbeschäftigten in den niedrigsten Entgeltgruppen 1 und 2 eingruppiert. „8,5 Prozent mehr entspricht nicht mal einem Euro mehr in der Stunde“, erklärt Eugen Scheinberger, Betriebsrat bei Adecco und IG Metall-Vertreter in der Verhandlungskommission, die direkt mit den Arbeitgebern verhandelt. „Im Moment liegen wir in der Entgeltgruppe 1 gerade einmal um rund 6 Prozent über dem gesetzlichen Mindestlohn, der ja glücklicherweise auch steigt. Wir müssen da dauerhaft den Abstand dazu ausbauen.“
Vor allem bei der Jahressonderzahlung erwarten viele Leiharbeiter, dass sich endlich mal etwas tut. „Seit 2004 gab es keine Erhöhung. Das ist seit Jahren Thema bei uns in den Betriebsversammlungen“, berichtet Adecco-Betriebsrat Scheinberger. „Die Beschäftigten in den Kundenunternehmen bekommen in der Regel ein volles 13. Monatsgehalt als Jahressonderzahlung. Das wollen wir auch.“
Die Leihbeschäftigten erhalten derzeit im Jahr nur 300 Euro. Erst nach fünf Jahren gibt es dann insgesamt 600 Euro Urlaubs- und Weihnachtsgeld.
„Es ist wichtig, dass es beim Urlaubs- und Weihnachtsgeld endlich vorwärts geht. Ich bin seit 1999 Leiharbeiterin – und es gab noch nie eine Erhöhung“, kritisiert Susanne M., Leiharbeiterin bei Adecco. Ihren vollen Namen will sie nicht veröffentlicht sehen, da sie jederzeit abgemeldet werden kann. „Außerdem müssen auch die Zuschläge für Nacht-, Sonntags- und Feiertagsarbeit an die Stammbeschäftigten angeglichen werden. Warum werden wir schlechter behandelt? Wir Leihwerker arbeiten genauso viel wie die Festen, zum Teil noch mehr. Das muss endlich belohnt werden: Wir brauchen mehr Lohn, mehr Urlaubs- und Weihnachtsgeld und schneller mehr Urlaub.“
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(Oberes Bild: Archivfoto)