Tausende Traktoren rollen jährlich bei AGCO/Fendt in Marktoberdorf im Allgäu vom Band. 20 000 sollen es 2020 erstmals sein. Dutzende Millionen Euro sind in den vergangenen Jahren in den Produktionsstandort, in Forschung und Entwicklung geflossen. „Bei uns läuft es gut“, sagt Betriebsratsvorsitzender Michael Schnitzer – dank der über 3500 qualifizierten Beschäftigten, aber auch dank vernetzter Maschinen und smarter Logistikabläufe. „Digitalisierung gibt es bei uns an jeder Ecke“, betont Schnitzer. „Dabei ist es allerdings entscheidend, dass wir die Belegschaften sicher und ohne Angst in die Zukunft führen.“
Dafür sind erste Weichen bei AGCO/Fendt gestellt: Seit kurzem gibt es eine Betriebsvereinbarung zur Zukunftssicherung. Diese beinhaltet, dass der Betriebsrat bei der Einführung neuer Technologien früh mitbestimmen kann. In einem Arbeitskreis Digitalisierung, der von der Metallerin Gabriele Formann geleitet wird, muss der Arbeitgeber zunächst neue Schwarmtechnologien, Roboter oder Bots vorstellen. Dann wird diskutiert, ob und wie viele Arbeitsplätze betroffen sein könnten. Gesamtbetriebsratsvorsitzender Michael Schnitzer betont: „Bevor neue Technologien überhaupt zum Einsatz kommen dürfen, überlegen wir uns schon genau, was mit möglicherweise betroffenen Beschäftigten passiert.“
So gibt es zum Beispiel bei AGCO/Fendt künftig eine Schwarmtechnologie, die Gitterboxen von der einen Seite der Produktion auf die andere bringen lässt. Dies macht Staplerverkehr nahezu überflüssig. Die betroffenen Beschäftigten haben aber laut der Betriebsvereinbarung zur Zukunftssicherung Anspruch auf eine achtmonatige Vollzeitqualifizierung, während der sie fit für einen anderen Arbeitsplatz gemacht werden können.
Wir, die IG Metall, machen uns dafür stark, dass in allen Betrieben ein Konzept für die Transformation aufgestellt und mit dem notwendigen Umbau, den Investitionen und der Qualifizierung der Belegschaften für die Jobs von morgen begonnen wird. Das Ziel: Eine Zukunftsperspektive für alle Beschäftigten und Standorte. In der Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie sollen daher Zukunftspakete mit den Arbeitgebern ausgehandelt werden. „Das halte ich für eine super Sache“, betont Michael Schnitzer, Mitglied der Tarifkommission in Bayern. „Für die Beschäftigten sind Sicherheit und Perspektiven entscheidende Punkte.“
Gleichzeitig muss auch ihre Kaufkraft gestärkt werden. Der private Konsum ist der größte Wachstumsfaktor für die Konjunktur in Deutschland. „Hinter uns liegt das beste Jahr der Geschichte, 2020 sieht es mindestens ähnlich gut aus“, sagt der AGCO-Gesamtbetriebsratsvorsitzende. Das müsse sich auch in den Geldbeuteln der Beschäftigten widerspiegeln.
Klar ist, Rahmenregelungen für alle im Flächentarifvertrag der Metall- und Elektroindustrie machen auch die Arbeitsplätze bei Agco/Fendt sicherer: So entstehen verbindliche Haltelinien, die Beschäftigten bei Zuliefer- und Kundenbetrieben erhalten Perspektiven, gleichzeitig wird Billigkonkurrenz verhindert. Michael Schnitzer sagt: „Es steht außer Frage, dass wir den Weg der Beschäftigungssicherung mitgehen. Wir sind solidarisch mit den Beschäftigten, in deren Betrieben es gerade nicht rund läuft.“
Die Konjunktur hat sich in den vergangenen Monaten leicht abgekühlt und die Metall- und Elektroindustrie steht vor großen Herausforderungen durch die Transformation – den digitalen und ökologischen Wandel. Zudem nutzen viele Unternehmen die Situation, um zu sparen und Gewinne zu maximieren. Ein Großteil der Unternehmen plant Personalabbau.
Wir, die IG Metall, wollen deshalb konkrete Investitions- und Produktionsperspektiven für Standorte und Beschäftigte erreichen. Deshalb sollen sich die Arbeitgeber verpflichten, auf Verlangen der IG Metall betriebliche Zukunftstarifverträge zu verhandeln. In den betrieblichen Zukunftstarifverträgen sollen konkrete Investitions- und Produktionsperspektiven, Maßnahmen zur Personalentwicklung und zur Aus- und Weiterbildung sowie der Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen geregelt werden.
„Solche Zukunftspakete, wie sie von der IG Metall geplant und gefordert sind, führen doch zu einer Win-Win-Situation“, betont Michael Schnitzer. „Denn, wenn Arbeitgeber ehrlich sind, wollen sie heute doch nicht den Arbeitsplatz abbauen, den sie morgen wieder brauchen.“