Tarifrunde Metall und Elektro 2024
An den ersten beiden Tagen über 100.000 Beschäftigte im Warnstreik
Zu spät, zu lang, zu wenig - das Angebot der Arbeitgeber in den Tarifverhandlungen ist bislang enttäuschend. Seit Dienstag erhöht die IG Metall mit Warnstreiks den Druck. An den ersten beiden Tagen waren bereits weit über 100.000 Beschäftigte im Warnstreik.
Die IG Metall hat mit Ende der Friedenspflicht bundesweite Warnstreiks in der Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie gestartet. Das Ziel: Die Arbeitgeber sollen sich endlich nennenswert in den Metall-Tarifverhandlungen 2024 bewegen.
„Die Beschäftigten geben ihren dauerhaften Preisdruck an der Kasse über Warnstreiks jetzt an die Arbeitgeber zurück: für eine schleunige Lösung mit Substanz“, warnt IG Metall-Tarifvorständin Nadine Boguslawski, gemeinsam mit den Beschäftigten bei VW in Osnabrück am Dienstag um 0.01 Uhr die Warnstreiks eingeläutet hat.
Am Donnerstag gab es 307 Warnstreiks unter anderem bei Mercedes-Benz, Airbus, Bosch, Rolls Royce, ZF, Schaeffler, SKF und Winkhaus.
An den ersten beiden Tagen waren bereits weit über 123.000 Beschäftigte im Warnstreik, bei 496 Aktionen in den Betrieben. Bereits zum Auftakt der Warnstreiks am Dienstag hatten rund 70.000 Beschäftigte in rund 370 Betrieben die Arbeit niedergelegt.
Die Warnstreiks gehen auch am Donnerstag weiter, parallel laufen Verhandlungen.
3000 warnstreikende Beschäftigte haben heute in Mainz vor der dritten Verhandlung für das Tarifgebiet Mitte demonstriert. Sie kamen aus Hessen, Rheinland und dem Saarland und zogen von Mainz-Kastel auf dem rechten Rheinufer über die Theodor-Heuss-Brücke herüber zu einer Kundgebung vor dem Verhandlungsort zwischen Rhein und Landtag.
Die Stimmung: Trotz Krise passt die Forderung der IG Metall: 7 Prozent mehr Geld für Beschäftigte, 170 Euro mehr für die Auszubildenden. Die Beschäftigten sind nicht für die Krise verantwortlich. Mit Lohnverzicht werden wir keinen Arbeitsplatz retten. Und nach wie vor geht es einem Großteil der Betriebe immer noch gut. Das zeigen auch Umfragen der IG Metall unter Betriebsräten.
„Das Gegenangebot der Arbeitgeber ist nix“
„Es brummt. Unsere Auftragslage ist ziemlich gut“, meint etwa ein Beschäftigter des Mahlanlagenbauers Gebr. Pfeiffer in Kaiserslautern. „Deshalb bin ich hier: Weil 7 Prozent und 170 Euro für die Auszubildenden will - und das Gegenangebot der Arbeitgeber nix ist.“
1,7 Prozent mehr Geld, aber erst ab Juli 2025, weitere 1,9 Prozent ab Juli 2026 - für eine Laufzeit von 27 Monaten. Das ist das bisherige Angebot der Arbeitgeber in den Tarifverhandlungen. Aus Sicht der IG Metall: zu spät, zu lang, zu wenig.
„Wir brauchen die 170 Euro, weil wir einfach zu arm sind“, erklärt eine Auszubildende des Autozulieferers ZF in Saarbrücken. „Nein, ich wohne nicht mehr zuhause. Ich wohne mit meinem Mann. Das Geld reicht uns hinten und vorne nicht."
170 Euro mehr für Auszubildende besonders wichtig
Die Auszubildenden sind vielen hier besonders wichtig. Auch für die Betriebe: Der Fachkräftemangel ist laut Umfragen unter Unternehmen das Problem Nr. 1 des Industriestandorts Deutschland, dessen Erfolg auf gut ausgebildeten Facharbeitern basiert.
„Ich bin heute hier für die Azubis und dual Studierenden, weil die heute über 18 Jahre alt sind und ihre Miete selbst zahlen“; bekräftigt Kay Wohlfahrt, Betriebsratsvorsitzender des Autozulieferers Boge in Simmern, wo die Lage auch gerade angespannt ist. „Mittlerweile verdienen die Azubis in anderen Branchen mehr als bei uns in der Metall- und Elektroindustrie. Früher hatten wir über 100 Bewerber, dieses Jahr haben wir keinen einzigen Azubi bekommen.“
In Baden-Württemberg wurde die dritte Runde der Tarifverhandlungen in Böblingen mit einem großen Jugendaktionstag begleitet. Mehr als 2000 Auszubildende und dual Studierende machten sich heute stark für 170 Euro mehr für die Kolleginnen und Kollegen in der Ausbildung – unter dem Motto „170 Euro – sonst gibt’s Saures“.
Verhandlungen gehen weiter
Auch während der Warnstreiks verhandelt die IG Metall weiter mit den regionalen Arbeitgeberverbänden. Seit Dienstag läuft die dritte Verhandlungsrunde. In den Tarifgebieten Bayern, Küste und Niedersachsen gab es keine weitere Annäherung. In den nächsten Tagen werden weitere Tarifgebiete in die dritte Verhandlungsrunde einsteigen.
Bei den seit Mitte September laufenden regionalen Tarifverhandlungen fordert die IG Metall 7 Prozent höhere Entgelte für Beschäftigte – für eine Laufzeit von 12 Monaten – sowie für die Auszubildenden einen überproportionalen „Attraktivitäts-Turbo“ von monatlich 170 Euro. Neben höheren Entgelten setzt sich die IG Metall bei den Verhandlungen auch für bessere Wahloptionen zwischen Zeit und Geld, eine soziale Komponente und eine „Demokratiezeit“ im Betrieb ein.
Verhandlungen Metall-Tarifrunde 2024
Forderung zur Metall-Tarifrunde 2024
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