Nach fast 30 Verhandlungsrunden kommt nun doch Bewegung in die Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie. „Substantielle Einmalzahlungen“ für das Jahr 2021 wolle man der IG Metall in der nächsten Tarifverhandlung am Donnerstag im Tarifgebiet Nordrhein-Westfalen anbieten, kündigte Arndt Kirchhoff, Präsident des Arbeitgeberverbands Metall NRW über die Frankfurter Allgemeine Zeitung an. Bislang hatten die Arbeitgeber auf einer Nullrunde 2021 bestanden. Mehr Geld könne es frühestens 2022 geben.
Die nächste Verhandlung findet heute in Baden-Württemberg statt. Die IG Metall will noch vor Ostern ein Tarifergebnis erzielen – und macht dafür weiter mit Warnstreiks Druck. „Uns läuft die Zeit davon. Bis Ostern die Unterschiede am Verhandlungstisch zu überwinden, ist mehr als sportlich“, so die Einschätzung von Jörg Hofmann. „Wir werden es versuchen, werden uns aber genauso darauf vorbereiten nach Ostern weiterzumachen.“
Bislang haben sich rund 780 000 Beschäftigte an den Warnstreiks in der Metall- und Elektroindustrie beteiligt. Ein Schwerpunkt der Warnstreiks in der Metall- und Elektroindustrie lag gestern in Berlin und Brandenburg. Metallerinnen und Metaller aus mehr als 34 Betrieben waren bei Autokorsos und anderen Aktionen in Berlin, Brandenburg an der Havel, Hennigsdorf und Ludwigsfelde unterwegs. Am Mittag trafen sich die Berliner Beschäftigten am Olympiastadion.
„Es ist Zeit für die Arbeitgeber, sich zu bewegen“, forderte Birgit Dietze, Bezirksleiterin der IG Metall. „Wir warten immer noch auf ein ernstzunehmendes Angebot und auf einen vierten Verhandlungstermin mit den beiden Arbeitgeberverbänden in unserem Bezirk. Unsere Kolleginnen und Kollegen beweisen jeden Tag, dass sie auch in Corona-Zeiten alles am Laufen halten.“
Schon am frühen Morgen waren rund 600 Metallerinnen und Metaller aus fünf Betrieben rund um ArcelorMittal Eisenhüttenstadt im Warnstreik. 170 Kolleginnen und Kollegen aus dem Brandenburger Elektrostahlwerk BES nahmen an einem Autokorso teil. Und rund 180 Beschäftigte beteiligten sich bei Ilsenburger Grobblech und zwei weitere Unternehmen an einem Warnstreik.
(Foto: IG Metall)
In der ostdeutschen Stahlindustrie fordert die IG Metall ein Volumen von 4 Prozent mehr Geld, das auch zur Beschäftigungssicherung eingesetzt werden kann. In einer digitalen Verhandlungsrunde am 17. März haben die Arbeitgeber ein erstes Angebot auf den Tisch gelegt. Dieses ist in den Augen der IG Metall jedoch beim Thema Entgelt und der Laufzeit unzureichend.
Auch in Nordrhein-Westfalen gab es am Dienstag zahlreiche Aktionen – die größte in Duisburg. Dort demonstrierten 1300 Beschäftigte mir einer Autokino-Aktion vor dem MSV-Stadion.
„Die Beschäftigten stehen hinter den Tarifforderungen der IG Metall. Das beweisen über 780.000 Beteiligte an Warnstreiks und Aktionen“, erklärte Christiane Benner, Zweite Vorsitzende der IG Metall. „Es wird höchste Zeit, dass die Arbeitgeber in der Metall- und Elektroindustrie endlich ein Angebot vorlegen. Wir brauchen höhere Entgelte und belastbare Zukunftsvereinbarungen für sicherere Arbeitsplätze. Wir benötigen auch Ausbildungsplätze und die unbefristete Übernahme aller Ausgebildeten. Es darf keine Generation Corona geben.“
Christiane Benner, Zweite Vorsitzende der IG Metall (Foto: Thomas Range)
Bei Ford in Köln fand eine Aktion mit 450 Vertrauensleuten statt. Weitere Aktionen gab es in Bielefeld, Dortmund, Gelsenkirchen, Rietberg und Paderborn. In Siegen kamen 300 Stahlarbeiterinnen und Stahlarbeiter zu einer Autokino-Kundgebung zusammen. Begleitet wurde diese Aktion von 350 Streikenden im Homeoffice oder auf dem Betriebsgelände von DEW in Siegen und Thyssenkrupp in Eichen.
Heute von 13 bis 14 Uhr ruft die IG Metall NRW die Beschäftigten zum „Warnstreik 24“ mit Livestream auf.
Weitere Warnstreiks gab es in Baden-Württemberg, wo in den letzten beiden Tagen 3400 Beschäftigte die Arbeit niederlegten. Aktionen gab es unter anderem bei Fondium in Singen und Huber Packaging in Öhringen. Rund 350 Metallerinnen und Metaller aus den Betrieben Belden und Hirschmann trafen sich in Neckartenzlingen zu einer Auto-Kundgebung auf dem Firmenparkplatz. Bei Liebherr Hausgeräte Ochsenhausen sind 1200 Beschäftigte dem Aufruf zum Frühschluss gefolgt.
2000 waren in Bayern dabei. Beim größten Warnstreik am Dienstag ließen im Raum Dillingen über 1400 Beschäftigte von BSH Hausgeräte und Same Deutz Fahr den Hammer fallen.
Im Bezirk Mitte legten 3000 Beschäftigte am Montag und Dienstag die Arbeit nieder. Warnstreik-Kundgebungen gab es unter anderem bei der Pallmann Maschinenfabrik in Zweibrücken und bei Magna in Obertshausen.
2000 waren im Bezirk Niedersachsen-Sachsen Anhalt im Warnstreik. Dort weitet die IG Metall nach dem enttäuschenden Mini-Angebot der Arbeitgeberseite bei Volkswagen die Warnstreiks aus.