Nach dem ersten Corona-Einbruch im Frühjahr erholt sich die Wirtschaft so langsam wieder. Die umfangreichen staatlichen Konjunkturhilfen haben dazu beigetragen, die Rezession schnell zu überwinden. Für nächstes Jahr erwarten die Wirtschaftsforscher schon wieder rund 5 Prozent Wachstum.
Die Metall- und Elektroindustrie allerdings ist nicht nur von einer konjunkturellen Krise, sondern auch von strukturellen Umbrüchen durch die Transformation belastet. Vor allem die Autoindustrie ist stark betroffen. Nach dem Corona-Einbruch muss sie auch den Umstieg auf Elektroautos schaffen.
Die Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie erwarten zwar, dass die Produktion weiter zulegt. (Siehe Grafik 1 und 2). Und dennoch wollen immer mehr Unternehmen Personal abbauen.
Die Lage in den Betrieben in den Branchen der IG Metall ist sehr unterschiedlich: 8,6 Prozent der Betriebe sind sogar voll ausgelastet. Doch zugleich ist in 13,7 Prozent der Betriebe die Auftragslage voll abgebrochen. Das zeigt eine aktuelle Umfrage der IG Metall unter Betriebsräten.
Bislang sind die Unternehmen überwiegend ohne Entlassungen mit Kurzarbeit durch die Krise gekommen. Mehr als zwei Drittel der Betriebe sind derzeit zumindest noch teilweise in Kurzarbeit, mit fast zwei Millionen Beschäftigten.
Doch immer mehr Unternehmen streichen nun doch Personal. Nachdem es zunächst Leiharbeiter und Befristete erwischte, bauen nun bereits 15,5 Prozent der Betriebe auch Stammbeschäftigte und Auszubildende ab.
Viele Betriebe haben echte Probleme. Doch viele andere nutzen die Situation einfach aus, um alte Sparpläne aus der Schublade zu ziehen. In neue Technologien, in die Arbeitsplätze der Zukunft wollen sie nicht investieren. Das zeigen auch Erhebungen der IG Metall: 50 Prozent haben keinen Plan für die Transformation, für die Digitalisierung und den Umstieg auf Elektroautos. Sie pressen lieber noch die letzten Reste heraus, bevor dann in ein paar Jahren die letzten Aufträge ausgehen.
In vielen Betrieben kämpfen die Beschäftigten gerade gemeinsam mit der IG Metall gegen Personalabbau, Verlagerungen und Schließungen. Für sie hat die Sicherung der Arbeitsplätze oberste Priorität, auch bei den im Dezember startenden Tarifverhandlungen in der Metallindustrie und in der Textilindustrie.
In anderen Betrieben wiederum brummt das Geschäft wieder. Dort schauen die Beschäftigten auf ihr Geld. Viele mussten in diesem bereits auf einen Großteil ihrer Entgelte verzichten, etwa wegen Kurzarbeit.
Eine Stärkung der Einkommen und damit der Kaufkraft wäre auch volkswirtschaftlich geboten: Im zweiten Quartal 2020 ist das Bruttoinlandsprodukt – also gesamte Wirtschaftsleistung Deutschlands – um 11,3 Prozent eingebrochen. Über die Hälfte des Einbruchs (minus 6,9 Prozent) ist verursacht durch den Rückgang des privaten Konsums.
Und leider sieht es derzeit – anders als bei den Produktionszahlen – beim Konsum nicht nach einer Trendwende aus: Nach einer raschen Erholung im Sommer sackt das Konsumklima derzeit wieder ab. Die Menschen sind verunsichert – und haben auch ganz real weniger Geld im Geldbeutel.
Ab Dezember führt die IG Metall wieder Tarifverhandlungen, zuerst in der Metall- und Elektroindustrie, in der Textil- und Bekleidungsindustrie und bei VW. Anfang 2021 folgt dann die Stahlindustrie.
Die Mitglieder der IG Metall in den Betrieben diskutieren gerade, was sie von den Arbeitgebern fordern wollen. Die Top-Themen bisher: die Sicherung der Einkommen – um die Kaufkraft und damit die Wirtschaft zu stützen – und vor allem die Sicherung der Arbeitsplätze, jetzt und für die Zukunft
Ende November beschließen die Tarifkommissionen der IG Metall die konkreten Tarifforderungen für die Metallindustrie und die Textilindustrie.