Die Stimmung vor dem Verhandlungslokal war eindeutig besser als das Angebot der Arbeitgeber: Obwohl rund 300 Textiler vor Beginn der zweiten Runde lautstark für die IG Metall-Forderung demonstrierten, fiel die erste Offerte der Arbeitgeber im westfälischen Bielefeld eher bescheiden und enttäuschend aus: Vier Nullmonate. Ab 1. Juni 2017 ein erstes Plus von 1,4 Prozent. Und ab Juni 2018 wollen die Arbeitgeber ein weiteres Plus von 1,5 Prozent zugestehen. Die Laufzeit des Tarifvertrages soll insgesamt 28 Monate betragen. Zur Altersteilzeit legten die Arbeitgeber gar nichts vor.
Dieses erste Arbeitgeberangebot liegt weit hinter den Erwartungen der Textil-Beschäftigten zurück. „Zu mickrig in der Erhöhung, zu lang in der Laufzeit und keine Altersteilzeit, das ist keine Lösung“, sagt Manfred Menningen, der für die IG Metall die Verhandlungen führt. Damit haben die Arbeitgeber leider auch die Chance vergeben, während der Friedenspflicht zu einem Ergebnis zu kommen.
Neben einem Einkommensplus von 4,5 Prozent für eine Laufzeit von zwölf Monaten fordert die IG Metall, den Tarifvertrag zur Altersteilzeit mit besseren Konditionen zu verlängern. Die aktuelle Altersteilzeitquote von zwei Prozent reicht nicht aus. Damit mehr Menschen eine Chance haben, früher in den vorzeitigen Ruhestand zu gehen, muss die Quote deutlich steigen.
Die IG Metall verhandelt für rund 50 000 Beschäftigte in tarifgebundenen Betrieben der westdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie. Insgesamt arbeiten in der Branche doppelt so viele Menschen. Deshalb will die IG Metall die Tarifrunde auch dazu nutzen, den Anteil der Betriebe mit Tarifvertrag wieder zu erhöhen.
Die bestehenden Entgelttarifverträge laufen Ende Januar 2017 aus. Damit endet auch die Friedenspflicht in der Nacht zum 31. Januar. Das bedeutet: Damit die Arbeitgeber sich bewegen und ein vernünftiges Angebot vorlegen, wird die IG Metall ab 1. Februar zu Warnstreiks aufrufen.