Zur zweiten Verhandlung präsentierten die Arbeitgeber ein minimal verbessertes Angebot. Die IG Metall Verhandlungskommission wies das Angebot empört zurück. Die Arbeitgeber müssen nun bundesweit mit Warnstreiks rechnen.
„Dieses Angebot lässt keinen ernsthaften Einigungswillen erkennen. Die Arbeitgeber haben damit die Chance vertan, vor dem Ende der Friedenspflicht zu einem Ergebnis zu gelangen”, sagte Verhandlungsführerin der IG Metall, Miriam Bürger. Schon am Mittag skandierten angereiste Beschäftigte bei einer Kundgebung „Jetzt geht’s los” und zeigten damit auch ihre Streikbereitschaft. Die Friedenspflicht endet in der Nacht zum Donnerstag.
Die Arbeitgeber lieferten bei der zweiten Tarifverhandlung kein erkennbar besseres Angebot. Statt mehr Geld auf den Tisch zulegen, schoben sie im ersten Angebot nur Zahlen hin und her. Die Altersteilzeit ist immer noch kein Teil des Angebots. Bei der Angleichung der Löhne und Gehälter im Osten Deutschlands an den Westen haben sich die Arbeitgeber wieder nicht festgelegt. Die Laufzeit soll weiterhin 27 Monate betragen.
Das ist weit entfernt von der Forderung der IG Metall. 8 Prozent mehr Geld, mindestens aber 300 Euro fordert die Gewerkschaft für eine dauerhafte Inflationssicherung der Gehälter und Löhne. Die Altersteilzeit soll fortgeführt und verbessert sowie der Tarifvertrag zur Kurzarbeit entfristet werden. Die Ost-Gehälter sollen endlich an die des Westens angeglichen werden.
Die Unterstützung der Beschäftigten für die Forderungen der IG Metall war am Verhandlungsort sichtbar – auch für die Arbeitgeber. In einem Reisebus kamen Beschäftigte von CWS Workwear Deutschland in IG-Metall-Montur mit Trillerpfeifen und roten Fahnen zu der Kundgebung vor dem Verhandlungslokal. Noch vor Ende der Friedenspflicht haben sie in ihrer Freizeit vor Ort klar gemacht, dass sie mehr fordern als das bisherige Angebot der Arbeitgeber hergibt. „Viele Kolleginnen und Kollegen haben zwei Jobs, um über die Runden zu kommen. Wir brauchen mehr Geld. Aktuell kratzen wir am Mindestlohn. Von den Arbeitgebern muss mehr kommen”, sagte Silvia Wörrle, Beschäftigte der CWS Workwear.
Kurz vor der Verhandlung legten die Beschäftigten noch einen drauf. Mehrere Beschäftigte der CWS Workwear übergaben den Arbeitgebern Listen mit 2500 Unterschriften. „Mit ihrer Unterschrift zeigen die Beschäftigten, dass sie hinter unseren Forderungen stehen”, so Miriam Bürger. Besonders die gestiegenen Preise trieben immer mehr Beschäftigte dazu, an Aktionen teilzunehmen. So auch Michael Klink, ebenfalls Beschäftigter bei der CWS Workwear. „Man hat schon auf der Busfahrt zur Kundgebung gemerkt, dass die Kollegen aufgewühlt sind. Jeder ist von den Preiserhöhungen betroffen. Mit 50 Euro kriegt man aktuell keinen Einkaufswagen im Supermarkt mehr voll. Die Preise steigen immer weiter und die Löhne müssen mitwachsen.”
Wie bei der ersten Verhandlung fehlt auch bei dem zweiten Angebot die Weiterführung und Verbesserung der Altersteilzeit. Dabei handelt es sich um ein zentrales Instrument, um den Beschäftigten einen sicheren Übergang in die Rente zu ermöglichen. „Der Druck ist enorm: Überstunden, Schichtarbeit, die ganze harte Arbeit und dann noch das niedrige Einkommen. Es muss sich etwas ändern. Nicht nur beim Gehalt, sondern auch bei der Verbesserung der Altersteilzeit“, berichtet Nicu Melzer von der CWS Workwear Deutschland. „Die Kolleginnen und Kollegen haben sich die Altersteilzeit nach der jahrzehntelangen körperlichen Arbeit mehr als verdient.“
Eine Zusage für die Angleichung der Ost- an die Westeinkommen blieb ebenfalls aus. Über drei Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung verdienen Beschäftige im Osten für die gleiche Arbeit immer noch weniger als im Westen. „Das ist eine Abwertung und Geringschätzung, dass die Beschäftigten im Osten, die wir so nicht mehr hinnehmen. Die Angleichung der Einkommen ist unaufschiebbar und muss zeitnah stattfinden”, so Verhandlungsführerin Bürger.
In der Nacht zum 1. Juni endet die Friedenspflicht. Ab dann finden bundesweit in vielen Betrieben Warnstreiks statt. Die nächste Verhandlung ist für den 12. Juni in Leipzig geplant.