Auch die zweite Tarifverhandlung für die rund 12 000 Textilbeschäftigten im Osten am 29. März ist ergebnislos zu Ende gegangen. Dieses Mal haben die Arbeitgeber zwar ein Angebot vorgelegt – die Verhandlungsführerin der IG Metall, Steffanie Reimer, wies dieses jedoch als „nicht verhandlungsfähig“ zurück.
Bei einer Laufzeit von 36 Monaten bieten die Arbeitgeber eine Erhöhung der Entgelte um sechs Prozent in drei Stufen an. Jeweils zum Oktober soll es 2022 eine Erhöhung um drei Prozent, in den beiden Folgejahren um 1,5 Prozent geben. Für die Löhne der Auszubildenden bieten die Arbeitgeber eine Aufstockung um drei Prozent zum August und dann einen Festbetrag von 15 Euro in den Jahren 2023 und 2024. Die Jahressonderzahlung könnte laut dem Angebot nächstes Jahr auf 65 Prozent und anschließend im Jahr 2024 auf 70 Prozent angehoben werden.
Bei der für die Textilindustrie aufgrund der demographischen Verteilung so wichtigen Altersteilzeit zeigte die Arbeitgeberseite zwar Bereitschaft diese fortzusetzen, aber nur unter der Bedingung, dass am Ende noch Budget übrig sei. Der Forderung von IG Metall und Beschäftigten, eine Wahloption bei der Sonderzahlung für Zeit oder Geld einzubauen, verweigerten sich die Verhandlungspartner grundsätzlich.
„Laufzeit und Volumen passen einfach nicht zusammen“, sagte Stefanie Reimer nach der Verhandlung. Auch die anwesenden Tarifkommissionsmitglieder fanden klare Worte. „Das ist kein Angebot, sondern eine über drei Jahre gezogene Lohnabsenkung. Die gravierenden Preissteigerungen drücken besonders bei den Beschäftigten mit kleinen Einkommen“, sagte Mandy Grützki, Betriebsrätin bei Grupo Antolin und weiter: „Wir haben kein oder kaum Erspartes um die zusätzlichen Kosten zu schultern. Und wir können diese nicht an irgendwen weitergeben – das funktioniert bei uns einfach nicht“
Für den 4. Mai ist die dritte Verhandlungsrunde angesetzt. Bis dahin hat die IG Metall die Arbeitgeberseite aufgefordert, ihr Angebot zu verbessern. Dem werden die Beschäftigten in betrieblichen Aktionen Nachdruck verleihen. Am 30. April läuft zudem die Friedenspflicht aus. „Die Warnstreikvorbereitungen laufen bereits“, so Stefanie Reimer.