Lena Hipp: Bei vielen machen sich finanzielle Sorgen und Nöte breit. Das zeigt unsere Umfrage zum Corona-Alltag deutlich. Familien, die große Verluste erleiden, brauchen daher unbedingt bessere Unterstützung. Vielen Eltern wäre natürlich schon damit geholfen, wenn Kitas und Schulen wieder ganz geöffnet sind. Die Gesundheit der Kinder darf dann aber nicht gefährdet sein.
Überwiegend Frauen. Es ist auch meine Befürchtung, dass sie als große Verliererinnen aus der Corona-Krise hervorgehen. Frauen verbringen ja generell schon mehr Zeit mit Familien- und Hausarbeit. Unsere Daten zeigen, dass sich das jetzt in der Krise noch zuspitzt. Es sind vor allem Frauen, die ihre Arbeitszeit im Beruf reduzieren oder sogar ganz aussetzen, um Kinder zu betreuen.
Prof. Dr. Lena Hipp analysiert am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB), welche Auswirkungen die Coronapandemie auf Arbeit und Familienleben hat. (Foto: David Ausserhofer)
Die wirtschaftliche Abhängigkeit vom Partner nimmt zu. Alte Rollenbilder verstärken sich wieder. Im Vergleich zu Vätern ist bei Müttern die Lebenszufriedenheit seit Beginn der Krise deutlich abgesunken.
Darauf deuten die Ergebnisse unserer Studie hin. Ungleiche Repräsentation von Frauen und Männern in Führungspositionen, ungleiche Bezahlung sogenannter Frauen- und Männerberufe, ja selbst bei gleicher Tätigkeit und Qualifikation – diese Unterschiede waren schon vor der Krise da. Jetzt könnten sie sich aber noch weiter vergrößern.
Männer und Frauen müssen Haus- und Familienarbeiten gerechter aufteilen können. Dafür braucht es geeignete Unterstützungsmaßnahmen. Außerdem müssen systemrelevante Berufe, in denen ja auch überwiegend Frauen arbeiten, besser bezahlt werden. Gefragt sind auch spezielle Förderprogramme, damit Frauen gleiche Chancen auf Führungspositionen bekommen.
Hier geht es zu den Umfrageergebnissen des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung