So wie Michael Priester und seiner Frau geht es Vielen: Beide standen plötzlich ohne Kinderbetreuung da. Die Schule des sechsjährigen Jan blieb wegen der Corona-Beschränkungen geschlossen. Und auch den 15 Monate alten Jonas konnten die Priesters nicht mehr zur Tagesmutter bringen – gerade wegen deren Vorerkrankungen.
Erst hieß es, erzählt Michael Priester, die Kinder kämen womöglich in Notbetreuung. Telefonat reihte sich an Telefonat. Am Ende wurde für die Familie, die in Kamen (Nordrhein-Westfalen) lebt, nichts daraus. Und eine Zerreißprobe zwischen Berufstätigkeit und Kinderbetreuung begann.
„Ich will mich unbedingt bei der Kinderbetreuung einbringen und damit auch meine Frau entlasten“, betont Michael Priester, Serviceberater in der Mercedes-Benz-Niederlassung Dortmund. Die ersten Wochen haben die Priesters mit Urlaub überbrückt. Danach folgte Kurzarbeit – im wochenweisen Wechsel.
Der Leidensdruck bleibt in vielen Familien groß. Zahlreiche Eltern berichten, wie schwierig es war und ist, an den Arbeitsplatz im Betrieb zurückzukehren und gleichzeitig die Kinderbetreuung sicherzustellen. Klar ist auch: Kinderbetreuung und voll arbeiten im Homeoffice? Das funktioniert nicht – schon gar nicht mit kleinen Kindern. Oft sind deshalb kreative Lösungen gefragt.
Die IG Metall setzt sich auf politischer Ebene für berufstätige Mütter und Väter ein. Die Entgeltfortzahlung für Eltern, die ihre Kinder derzeit zu Hause betreuen müssen, gilt es zu verbessern und so lange zu sichern, wie Krippen, Kitas und Schulen nicht flächendeckend und nicht für alle Kinder wieder geöffnet sind. Parallel dazu müssen Bund und Länder an Betreuungsmöglichkeiten arbeiten – soweit das Infektionsgeschehen es zulässt. Die IG Metall fordert die Arbeitgeber auf, die Beschäftigten in der weiter angespannten Situation durch flexible Arbeitszeitmodelle – ob im Betrieb oder im Homeoffice – zu unterstützen.
Michael Priester hofft mit seiner Familie darauf, dass möglichst schnell eine gewisse Normalität einkehrt und die Kinder wie vor Beginn der Coronapandemie betreut werden können. Gerade weil es im Betrieb nun genug zu tun gibt: Verkauf und Kfz-Werkstatt haben die Türen inzwischen wieder regulär geöffnet. Kunden kommen.
Eines kann der 40-Jährige der schwierigen Situation über viele Wochen allerdings abgewinnen: „Meine Söhne gehen jetzt noch mal ganz anders auf mich zu, weil wir so viel gemeinsame Zeit miteinander verbringen konnten. Das schweißt einfach zusammen.“