Die vier Jahre waren aber auch eine Zeit der Kampagnen, etwa für Leiharbeitnehmer, und der Reformen in der IG Metall. Was die IG Metall alles bewegte und anstieß – nachfolgend ein Überblick:
Erfolgreich im wirtschaftlichen Auf und Ab
Keine zehn Monate nach dem Gewerkschaftstag 2007 geht die Krise richtig los. Die IG Metall reagiert sofort. Sie fordert, die Finanzmärkte zu regulieren. Im Dezember 2008 legt sie dann ihr Sieben-Punkte-Programm vor: Kurzarbeit verbessern. Leiharbeitnehmer schützen. Die Konjunktur stabilisieren, durch einen Investitionsfonds und die Abwrackprämie. Öffentliche Bürgschaften für Krisenbetriebe. Mehr Mitbestimmung. Im März 2009 macht sich die IG Metall in einem Aktionsplan für einen öffentlich finanzierten „Rettungsschirm“ für existenzgefährdete Firmen stark.
Was die IG Metall politisch durchsetzen kann, entwickelt sich zur Erfolgsstory. Vor allem die verbesserte Kurzarbeit. Im Juni 2009 erhalten 1,4 Millionen Arbeitnehmer Kurzarbeitergeld. Rein rechnerisch werden dadurch rund 432 000 Vollzeitstellen gerettet. Kurzarbeiten statt entlassen – das wird zu einem international beachteten Erfolgsmodell, denn es ist mit Ursache dafür, dass die deutsche Wirtschaft nach der Krise wie keine andere Volkswirtschaft den schnellen Aufschwung schafft.
Im November 2008 beginnt für die Metall-Beschäftigten eine neue Tarifrunde. Obwohl mitten in der Krise, bringt sie 4,2 Prozent mehr Geld plus 510 Euro Einmalzahlung. Das „Jobpaket“, welches die IG Metall dann im Herbst 2009 schnürt, steht unter der Maxime: Arbeitsplätze erhalten. Ergebnis: tarifliche Regelungen für zusätzliche Arbeitszeitverkürzungen in Krisenbetrieben mit Teillohnausgleich und neue Übernahmeregelungen für Auszubildende. Spätestens ab April 2011 außerdem: 2,7 Prozent mehr Geld.
Kurswechsel für ein gutes Leben
Die Krise mit Kurzarbeit auffangen hat oberste Priorität, reicht aber nicht, findet der Erste Vorsitzende der IG Metall Berthold Huber Ende 2008. Wir müssen die Urheber der Krise stoppen: entfesselte Finanzmärkte, die Betriebe, Menschen und ganze Staaten vor sich her und in den Ruin treiben. Mit seinem Buch „Kurswechsel für Deutschland“ eröffnet Huber eine Wertedebatte – und eine Initiative für eine neue soziale und ökologische Demokratie: Kurswechsel für ein gutes Leben.
Bester Abschluss
Im September 2010 führt die IG Metall die erste Tarifrunde der Nachkrisenzeit für die Stahlindustrie: Die 3,6 Prozent, im Oktober erreicht, sind der höchste Tarifabschluss des Jahres.
Mitbestimmen: Jobs sichern, Zukunft gestalten
Betriebsräte und IG Metall bestimmen mit in den Betrieben und setzen in der Krise kürzere Arbeitszeiten und neue Ideen statt Entlassungen durch. Das rettet hunderttausende Jobs.
Trotzdem greifen Wirtschaftskreise die Mitbestimmung an und wollen Arbeitnehmerrechte beschneiden. Chefs versuchen mit miesen Tricks und üblen Anwälten Betriebsräte zu verhindern. Doch die IG Metall hält dagegen, verteidigt Arbeitnehmerrechte und baut sie in vielen Unternehmen aus. Viele Belegschaften, die früher nichts zu melden hatten, etwa in IT-, Windkraft- oder Solarbetrieben,wählen erstmals Betriebsräte. Und immer öfter kümmern sich Betriebsräte vorausblickend um Innovation und die Zukunft der Arbeitsplätze.
Unter Beobachtung: Arbeitnehmerdaten schützen
Arbeitgeber überwachen Beschäftigte per Kamera, lesen heimlich E-Mails oder kontrollieren Telefongespräche. Datenschutzskandale bei Lidl, Deutsche Bahn und Telekomerregen die Öffentlichkeit. Die IG Metall fordert seit langem ein Arbeitnehmerdatenschutzgesetz. Der Gesetzentwurf der Bundesregierung fällt bei der IG Metall durch. Zuviel Freiheiten für Arbeitgeber und weniger Schutz für Beschäftigte als vorher.
Breiter Widerstand formiert sich 2010 gegen staatliche Datensammelei. Betriebsräte und Gewerkschaften protestieren gegen den elektronischen Entgeltnachweis, „Elena“. Hier sollen alle Arbeitnehmerdaten, darunter auch Streiktage, erfasst werden. Im Sommer 2011 dann die gute Nachricht: Elena soll abgeschaltet werden.
Kein Platz für Rassismus – gegen Nazis und Intoleranz
Für Menschenwürde und Toleranz, gegen Rassismus und Rechtsextremismus – die IG Metall ist vorne mit dabei. Metaller stellen sich Nazi-Aufmärschen von Köln bis Dresden entgegen. Auch wenn sie Opfer von Nazi-Schlägertrupps werden, wie am ersten Mai 2009 in Dortmund, und persönlich bedroht werden. Denn es ist ernst: In vielen Landstrichen sind Neonazis, oft als Bürgerinitiativen getarnt, schon gesellschaftsfähig geworden.
Courage gegen Rechts mit Spaß zeigt die IG Metall-Jugend mit witzigen Aktionen und Netzwerken mit Slogans wie „NPD? Och nö!“ oder „Kein Sex mit Nazis“.
Seit Anfang 2011 ist die IG Metall auch bei der Initiative „Respekt! Kein Platz für Rassismus“ dabei. Über 100 Betriebe machen mit vielfältigen Aktionen mit.
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