Die Interessen junger Menschen werden in den nächsten vier Jahren im Fokus der IG Metall stehen. Dies haben die 481 Delegierten des 22. Ordentlichen Gewerkschaftstags in Karlsruhe beschlossen. Junge Menschen brauchen echte Perspektiven statt schlechter, unsicherer Jobs oder gar Arbeitslosigkeit. Dies will die IG Metall bei der nächsten Tarifrunde in der Metallindustrie im Frühjahr anpacken: Sie fordert die Übernahme der Ausgebildeten in feste Jobs. Zugleich will die Gewerkschaft ihre Kampagne für eine Eindämmung der Leiharbeit fortsetzen. Zudem will sie gegen Werkverträge vorgehen. Außerdem kündigte der Zweite Vorsitzende der IG Metall, Detlef Wetzel, zum Abschluss des Kongresses an, dass die IG Metall auch eine Kampagne für flexible Altersübergänge starten werde. „Die Rente mit 67 ist ein Skandal“, kritisierte Wetzel.
Außerdem will die IG Metall Beschäftigte gezielter und individueller ansprechen, insbesondere im Angestellten- und Ingenieurbereich, und attraktiver für Frauen werden. „Wir wollen eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf“, erklärte Wetzel. Insgesamt setzt die Gewerkschaft immer stärker auf die aktive Beteiligung ihrer Mitglieder. Als „Mitmach-Gewerkschaft“, nicht „für die Mitglieder“ – sondern „mit den Mitgliedern“. Die IG Metall will so mehr Menschen erreichen und ihre Themen aufnehmen. So sollen auch in bislang nicht erschlossenen Bereichen Beschäftigte als Mitglieder gewonnen werden, um durchsetzungsfähiger zu werden und die Arbeitswelt im Sinne der Menschen zu gestalten. Die Beschäftigten sollen mehr Selbstbestimmung erhalten, beispielsweise um Arbeit und Arbeitszeit nach persönlichen Bedürfnissen gestalten zu können.
Zudem wollen sich IG Metall und Betriebsräte zunehmend um Innovationen und Zukunftssicherung in den Betrieben kümmern. So soll langfristig Beschäftigung gesichert und der ökologische Umbau der Industrie gestaltet werden. Und schließlich fordert die IG Metall die Regulierung der Finanzmärkte und bekennt sich mit ihrer „Karlsruher Erklärung“ zu einem solidarischen und sozialen Europa.
Eine Überraschung brachte der Gewerkschaftstag: Die Delegierten stimmten gegen die vom Vorstand beschlossen Selbstverschlankung von sieben auf fünf geschäftsführende Vorstandsmitglieder. Ursprünglich wollte der Vorstand damit mehr Mittel für die Arbeit an der Basis freimachen. „Ihr seid der Souverän und habt demokratisch entschieden. Und schließlich ist dies keine existentielle Frage“, stellte der Erste Vorsitzende Berthold Huber fest. Die geschäftsführenden Vorstandsmitglieder wurden bei ihrer Wahl mit großer Mehrheit von den Delegierten in ihrem Amt bestätigt.
Die 481 Delegierten sind zu rund 83 Prozent ehrenamtliche Metallerinnen und Metaller, Betriebsräte und Vertrauensleute aus den Betrieben und außerbetrieblich Aktive. Der 22. Ordentliche Gewerkschaftstag ging bereits am Freitag abend, statt wie geplant am Samstag Nachmittag zu Ende, da die Delegierten sich schneller als erwartet bei den knapp 500 Anträgen einig wurden.