„Der Missbrauch von Werkverträgen muss unterbunden werden. Dazu braucht es bessere Informationspflichten und mehr Mitwirkungsrechte der Betriebsräte in den Einsatzbetrieben“, erklärte Jörg Hofmann, unser Zweite Vorsitzende, in Berlin anlässlich der Vorstellung einer bundesweiten Betriebsrätebefragung zum Einsatz von Werkverträgen.
Outsourcing gibt es inzwischen in mehr als zwei Dritteln der Unternehmen und dieser Trend hält an. Seit 2012 hat sich die Fremdvergabe von Arbeit auf Grundlage von Werkverträgen mehr als verdoppelt. So die Aussage von 4 061 Betriebsräten, die sich an unserer Befragung zu Werkverträgen beteiligt hatten.
Werkverträge verschlechtern die Situation der Beschäftigten im Betrieb enorm. Denn in den Werkvertragsunternehmen gibt es seltener Tarifverträge und den Betriebsräten der Stammunternehmen sind die Hände gebunden, sodass die betroffenen Arbeitnehmer meist zu schlechteren Arbeitsbedingungen und Entgelten beschäftigt werden. Dagegen streicht das Unternehmen Extraprofite ein, die es so auf Kosten der Beschäftigten erzielen kann.
In den Unternehmen entwickelt sich eine Mehrklassengesellschaft. Allein in den Tätigkeitsbereichen Industrielogistik, Entwicklungsdienstleistung und Industrieservice, zu dem Maschinenwartung, Instandhaltung und technische Reinigung zählen, haben Unternehmen über 100 000 Arbeitsplätze ausgelagert und fremdvergeben. Die Beschäftigten aus Fremdfirmen werden schlechter bezahlt, haben weniger Urlaub, oft keine Alterssicherung und müssen manchmal sogar in der Werkskantine auch noch höhere Preise bezahlen. Bei der Bezahlung kann das für den einzelnen Beschäftigten in Euro und Cent fast eine Halbierung des Entgeltes bedeutet: Ein Materialversorger bei einem Automobilunternehmen erhält als Stammbeschäftigter tariflich 15,90 Euro. Dagegen liegt das Stundenentgelt eines outgesourcten Materialversorgers, in einem nicht tarifgebundenen Betrieb auf der Höhe des Mindestlohns von 8,50 Euro.
Doch das ist noch nicht alles: Die Fremdvergabe bedeutet auch den Verlust von Tarifverträgen und Mitbestimmung. Denn bisher sind den Betriebsräten die Hände gebunden, obwohl Beschäftigte von Werkvertragsfirmen auf dem Gelände des Stammbetriebs arbeiten. Nur in fünf Prozent der Unternehmen gibt es hierzu Betriebsvereinbarungen.
Outsourcing wird in der Produktion und im Angestelltenbereich gleichermaßen eingesetzt. Unter der Motorhaube eines Autos steckt inzwischen die Arbeit Dutzender Fremdfirmen und Zulieferer. „Werkverträge entwickeln sich zu einer massiven Bedrohung für die Beschäftigten in den beauftragenden Unternehmen“, erklärt Christiane Benner, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall. Der missbräuchliche Einsatz von Werkverträgen führt dazu, dass „Belegschaften gespalten werden in Beschäftigte unterschiedlicher Klassen“, so Benner. Stammbeschäftigte ebenso wie die Beschäftigten aus Werkvertragsunternehmen haben Angst vor weiteren Auslagerungen zugunsten noch billigerer Unternehmen.
Früher wurden Werkverträge von den Unternehmen vor allem dann genutzt, Sonderaufgaben zu erledigen wie die Kantine betreiben oder die Werkshalle streichen. Doch inzwischen geht es nicht mehr nur darum, Tätigkeiten und Aufgaben auszulagern, die der Hersteller selbst nicht beherrscht. Nach Angaben der Betriebsräte wird immer häufiger in die Wertschöpfungskette eingegriffen und klassische Produktionsarbeiten ausgelagert.
Diesem Trend muss durch verbesserte Mitbestimmungsrechte entgegengewirkt werden. Zugleich sind zum Schutz der Werkvertragsbeschäftigten tarifliche Regelungen notwendig. Deshalb wollen wir in diesen Bereichen Tarifverträge zur Verbesserung der Einkommen und Arbeitsbedingungen durchsetzen. Erforderlich ist die Wahl von Betriebsräten in noch mehr Werkvertragsunternehmen. Durchsetzungsfähig sind wir vor allem dann, wenn wir auch in den Werkvertragsunternehmen auf viele Mitglieder zählen können. So können wir den nötigen Druck für eine gute und nachhaltige Interessenvertretung erzeugen.
Jetzt heißt es den Druck auf den Gesetzgeber und die Unternehmen zu verstärken. Daher werden die Konzern- und Gesamtbetriebsratsvorsitzenden der Automobil- und der Zulieferindustrie mit einem Aufruf an die Politik ihre Forderungen konkretisieren.
Am 24. September werden wir an nahezu allen Standorten der deutschen Automobilindustrie in Deutschland mit Kundgebungen und sichtbaren Aktionen auf die Probleme und die Forderungen aufmerksam machen. Kommt alle ― ob Stammbeschäftigter, Leiharbeiter oder Beschäftigter mit Werkvertrag. An diesem Tag wollen wir ein kraftvolles Zeichen setzen.