Als die IG Metall im Frühjahr die neuen Tarifverträge für die Metall- und Elektroindustrie abschloss, betrat sie Neuland. Denn neben einer Erhöhung der Entgelte wurde auch die Einführung eines tariflichen Zusatzgeldes (T-ZUG) vereinbart. Es ermöglicht Beschäftigten, die Kinder erziehen, Angehörige pflegen oder in besonders belastenden Schichtmodellen arbeiten, statt einem Geldbetrag acht Tage zusätzlich frei zu nehmen. Der Clou dabei: Einen Teil dieser Tage finanziert der Arbeitgeber. Ein echter Fortschritt für antragsberechtigte Beschäftigte also.
Pacoma in Eschwege: Auch hier wollen viele lieber mehr Freizeit. (Foto: Martin Sehmisch)
Die zusätzliche Freizeit kann erstmals im Jahr 2019 in Anspruch genommen werden, die Beantragung war bis Ende Oktober möglich. Die IG Metall Nordhessen hat die betrieblichen Zahlen ausgewertet und zieht eine positive Zwischenbilanz: „Die Regelung wird von anspruchsberechtigten Beschäftigten sehr gut genutzt“, sagt Elke Volkmann, die Zweite Bevollmächtigte. „Wir haben offenkundig den Nerv vieler Beschäftigter getroffen, als wir T-ZUG abgeschlossen haben“, sagt sie. Diese Lesart bestätigt der Betriebsratsvorsitzende von ZF Luftfahrttechnik in Calden, Michael Brömsen. Bei dem Hersteller von Hubschrauberteilen wurden 50 Anträge auf mehr Freizeit gestellt. „Es gibt ein hohes Interesse nach mehr Freizeit“, sagt Brömsen.
Die Anträge stapeln sich derzeit auch beim Türsystemhersteller Gebrüder Bode in Kassel. Knapp 100 Beschäftigte wollen dort ihren Anspruch auf mehr Freizeit nutzen. „Dass den Leutenmehr Freizeit wichtiger ist als mehr Geld ist ohnehin ein Trend“, sagt Betriebsratschef Dieter Wolfrom. Und auch bei Pacoma in Eschwege kommt die neue Regelung gut an. „Es liegen 20 Anträge vor“, berichtet der Vorsitzende des Betriebsrats, Josef Florin. Nur wenige Berechtigte haben auf einen Antrag verzichtet. „Viele finden, das ist eine gute Sache“, sagt Florin.
Die IG Metall will nun gemeinsam mit den Betriebsräten darauf achten, dass berechtigte Anträge auch genehmigt werden. „Die Idee ist offenkundig gut – und jetzt müssen wir dafür sorgen, dass sie umgesetzt wird“, sagt Elke Volkmann.